„Ja, wo liegen sie denn?“ – Senat hat keine Ahnung, wo Wärmeleitungen verlaufen

BergedorfUmwelt und Energie

Die horrenden Preissteigerungen im Nahwärmenetz Lohbrügge-Nord sind immer noch ein Aufreger und die Informationen über den Sachstand tröpfeln seitens des Senats in homöopathischen Dosen. Gründe dafür sind auch das Fehlen von Informationen auf Seiten des Senats und die Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse, die von diesem oftmals einer Nichtantwort vorgeschoben werden. Das ist das Ergebnis der Nachfrage zur Anfrage „Versorgungsgebiet des Nahwärmenetzes Lohbrügge-Nord“ (Drs. 22/11082).

Die Schriftliche Kleine Anfrage „Versorgungsgebiet des Nahwärmenetzes Lohbrügge-Nord“ (Drs. 22/11082) ist hier als PDF online.

Wärmenetze sollen ein zentraler Baustein der Wärmewende sein. Mit dem großen städtischen Fernwärmenetz, das dank des Volksentscheids „Unser Hamburg, unser Netz“ von Vattenfall zurückgekauft wurde, gibt es in Hamburg eine große Anzahl kleinerer Wärmenetze, die teilweise oder ganz städtischen Unternehmen gehören bzw. von Energiekonzernen betrieben werden. Die Bedeutung der Fernwärmenetze wird auf Bundesebene schon dadurch deutlich, dass – egal, wie der tatsächliche Zustand aussieht – bei der Förderung von Fernwärmeanschlüssen ein 65-prozentiger Anteil Erneuerbarer Energien unterstellt wird. Zum Vergleich: Das große Hamburger Fernwärmenetz kommt gerade mal auf etwas über 25 Prozent, wenn die unvermeidbare industrielle Abwärme mit eingerechnet wird. Bis zur Abschaltung des Heizkraftwerks Wedel (2025) und der Umstellung des Heizkraftwerks Tiefstack (2030) wird sich daran nicht viel ändern. Für eine verlässliche Planung wären belastbare Daten, vorsichtig formuliert, nicht schlecht.

Der Senat weiß nicht, wo die SAGA-eigenen Leitungen des Nahwärmenetzes in Lohbrügge-Nord liegen und wo das Versorgungsgebiet endet. Informationen über die Laufzeit des Betreibervertrags hat E.ON zwischenzeitlich selbst bekanntgegeben. Der Senat hat hier, unter Verweis auf „Geschäftsgeheimnisse“, eine Antwort verweigert.

Noch mysteriöser erscheint die vertragliche Grundlage, auf der der Betrieb des Nahwärmenetzes durch E.ON erfolgt. Die Ausschreibung des Betriebs durch die damalige NEUE HEIMAT ist nicht mehr verfügbar und auf weitere Ausschreibungen (das Netz wurde in den 60 Jahren vorher von ESSO, Favorit und RWE betrieben) geht der Senat nicht ein.

Mit der Transparenz ist es hier nicht weit her. Die Gemüter der von der Preisexplosion betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner wird das nicht beruhigen. Wie eine Wärmeplanung in Hamburg ohne Datengrundlage aussieht oder warum die Auskunft über die grundlegenden Versorgungsdaten verweigert wird, ist ein Rätsel. Die nächste Anfrage dazu kommt bestimmt.