Flussfisch mit Zusatzstoff – besser einfach mal schweigen

Hamburg hat sich selbst zum Hotspot des Streetfishings erklärt. Und bis zum Mai 2021 (wie der Senat bestätigt) konnte man im Internet Verzehrempfehlungen für die gefangenen Fische lesen. Nachdem Niedersachsen bereits im April 2020 seine Verzehrempfehlungen angepasst hatte und vor dem Verzehr von Flussfischen gewarnt hat, hat Hamburg seine alten Verzehrhinweise noch bis Mai 2021 im Netz belassen, um sie danach einfach wegzulassen. Keine Warnung, keine Gefahr?

In meiner Schriftlichen Kleinen Anfrage („Belastung von Flussfischen in Hamburg und Verzehrhinweise“, Drs. 22/6126 hier als PDF online) wollte ich nun genauer wissen, ob der Elb-Fisch in Hamburg nun weniger gesundheitsschädlich ist als der in Stade.

Die europäische Lebensmittelbehörde hatte 2018 die Gefährlichkeit perfluorierter Alkylsubstanzen (PFAS) neu bewertet. Substanzen aus dieser Gruppe finden sich in allen Flussfischen und haben dazu geführt, dass Niedersachsen seit April 2020 von deren Verzehr abrät.

In seiner Antwort verweist der Senat nun darauf, dass ‚seine‘ Verzehrhinweise nur ein Verweis auf die Flussgebietsgemeinschaft Elbe (FGG Elbe) waren und die Behörde in Hamburg für die „Herstellung von Lebensmitteln im privaten Bereich“ nicht zuständig ist und es zwar eigene Messungen gäbe, die aber nicht zur Ableitung einer Verzehrempfehlung geeignet seien. Allerdings, so der Senat, ist das festgestellte Belastungsniveau mit dem in Niedersachsen vergleichbar.

Der schlanke Fuß des Hamburgischen Senats ist in dieser Frage fahrlässig. Nach meiner Einschätzung steht er im Widerspruch zum Tierschutzgesetz, das in Paragraf 17 verbietet Tiere ohne vernünftigen Grund zu töten bzw. ihnen länger anhaltende erhebliche Schmerzen oder Leiden zuzufügen. Der einzige vernünftige Grund beim Angeln ist der des Verzehrs und von diesem ist, zumindest nach der Niedersächsischen Empfehlung, abzuraten. Dass der Senat sich um eine solche Aussage drückt, ist in der Streetfishing-Stadt Hamburg nachzuvollziehen, aber falsch!

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind organische Verbindungen. Die Stoffe bauen sich nicht ab und können mittlerweile auch in den Polregionen und der Tiefsee nachgewiesen werden – sie sind ‚ewig‘ und fallen (laut Umweltbundesamt) bei der Verchromung, Halbleiterherstellung und photographischen Prozessen an. Sie finden sich in einer Reihe von Konsumgütern, wie z. B. Farben, Kleidung, Schuhen, Verpackungen oder in Imprägnier- und Schmiermitteln.