Ausbildung im Tourismusbereich: Geht es ohne Kundinnen und Kunden?

Tourismus

Noch 2019 wurde in Hamburg noch heftig darüber gestritten wie dem Fachkräftemangel im Hotel- und Gaststättengewerbe entgegengewirkt werden kann. Letztendlich ohne nachhaltiges Ergebnis – und dann kam die Pandemie. Seit mehr als einem Jahr findet die betriebliche Ausbildung zum größten Teil ohne einen der wichtigsten Aspekte, dem Kundenkontakt, statt. Während in Berlin in einem bemerkenswerten Projekt ein Ausbildungshotel den fehlenden Praxisbetrieb aufzufangen sucht ist in Hamburg von derartigen Lösungen und einer vernünftigen Datengrundlage für gesellschaftliches Handeln, nichts zu sehen. Mit der Anfrage „Wie steht es um die Ausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe in Hamburg?“ (Drucksache 22/3654) wollte ich mehr Informationen zur aktuellen Situation und der ausbildungssichernden Maßnahmen von Senat, Agentur für Arbeit und dem Hotel- und Gaststättenverband in Erfahrung bringen.

  • Die Schriftliche Kleine Anfrage „Wie steht es um die Ausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe in Hamburg?“ (Drucksache 22/3654) ist hier als PDF online.

In Hamburg soll der Ausweg aus der Situation in möglichst unternehmensnahen Planungen gesucht werden. Ein dazu eingerichteter „Runder Tisch“ empfiehlt die Einrichtung modularer Unterstützungsangebote durch einen Bildungsträger um eine Prüfungsvorbereitung für die Auszubildenden zu ermöglichen.

Spätes und inkonsequentes Handeln ist aber auch hier nicht erfolgsversprechend. Fast ein Jahr nach dem ersten Lockdown, als in Berlin schon ein Ausbildungshotel lief, kommt in Hamburg im Februar 2021 eine Empfehlung zustande.

Das die Kapazitäten im Hotel- und Gaststättengewerbe unter Corona stark reduziert sind wird an der um 32 Prozent zurückgegangenen Zahl an neuen Ausbildungsverträgen 2020 deutlich. Wie viele Auszubildende sich in Kurzarbeit befinden ist, trotz Rundem Tisch, unbekannt. Für eine Handlungsgrundlage zur Sicherung der Ausbildung erscheint mir das eine völlig unzulängliche Datengrundlage.

Warum sich weder der DEHOGA, als Verband des Hotel- und Gaststättengewerbes (anders als in Berlin), noch die Agentur für Arbeit nach Auskunft des Senats für das Berliner Modell ausgesprochen haben ist nicht nachvollziehbar. Die „passgenaueren Angebote“ der Sozialbehörde können nach meiner Einschätzung weder dem Wegfall realer Arbeitsbedingungen, noch mittelfristig dem Fachkräftemangel, entgegenwirken. Das Festhalten an der „betrieblichen Ausbildung“ auf Kosten einer praxisorientierten Ausbildungsqualität wird sich jedenfalls nicht auszahlen.