Klimakrise anheizen: Viel zu wenig Landstrom für Kreuzfahrtschiffe im Hafen - Senat steht weiter auf der Leitung!
Beim Thema Landstrom für Kreuzfahrtschiffe verkündet Hamburgs Senat immer neue Erfolge. Und mit der Inbetriebnahme der Landstromanlage in Steinwerder sollten laut Senats-Ankündigung drei Viertel der Kreuzfahrtanläufe im Jahr 2024 mit Landstrom versorgt werden. Tatsächlich haben jedoch nur knapp 45 Prozent der Kreuzfahrtschiffe, die den Hamburger Hafen angesteuert haben, Landstrom bezogen. Dies geht aus einer Anfrage der Linksfraktion hervor. Und auch die Dauer der Landstromversorgung fällt auf: Die Gesamtliegezeit der Schiffe, die Landstrom bezogen haben, lag bei 1485 Stunden – Landstrom bekamen die Schiffe aber nur 1002 Stunden lang. Selbst unter Berücksichtigung der Dauer des Anschlusses und der Trennung der Schiffe ergeben sich mehr als 300 Stunden, in denen keine Landstromversorgung erfolgte. Dazu kommen Ungereimtheiten in der Senats-Antwort: So haben Schiffe länger Landstrom bezogen, als sie überhaupt im Hafen lagen – was die angegebenen Zahlen weiter in Frage stellt. Die Linksfraktion will diese Abweichungen mit einer weiteren Anfrage klären. Unterdessen sieht die Behörde für Wirtschaft und Innovationen keinen Handlungsbedarf hinsichtlich eines Anreizsystems zur Landstromnutzung.
- Die Schriftliche Kleine Anfrage "Jahresbilanz Landstromversorgung 2024"mit der Drucksachen-Nummer 22/17426 ist hier als PDF online.
Dazu Stephan Jersch, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion Die Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Angesichts der vorliegenden Zahlen zu behaupten, es bestehe kein Handlungsbedarf, ist frech. Es geht ja nicht nur um den Anteil der Schiffe, die mit Landstrom versorgt werden, sondern auch um den Zeitraum, in dem der Landstrom überhaupt geflossen ist – und hier zeigen die Zahlen: Die Schiffe werden nicht durchgehend mit Landstrom versorgt, liegen also weiterhin mit laufenden Motoren im Hafen und verpesten die Luft der Anwohner:innen. Dass die von der Wirtschaftsbehörde für 2024 verkündete Landstromquote von 75 Prozent nicht funktionieren konnte, hat die Linksfraktion schon vor einem Jahr festgestellt. Dementiert hat die BWI ihre Falschbehauptung aber nie.“
Auch an den Landungsbrücken gibt es Landstrom für die Fahrgastschiffe. Dieser wird jedoch nur mangelhaft genutzt. Laut Wirtschaftsbehörde liegt dies u.a. an den betrieblichen Abläufen. Dennoch will die Behörde und die HPA das Angebot der Landstromanlagen ausweiten. Norbert Hackbusch, hafenpolitischer Sprecher der Linksfraktion: „Es ist nicht schlüssig, ein Angebot, dass überhaupt nicht genutzt wird, noch zusätzlich auszuweiten. Die Barkassen- und Fahrgastschiffbetreiber müssen in die Lage versetzt werden, den Landstrom nutzen zu können. Hier agiert die Behörde völlig planlos.“