SKA: Arbeitsplätze in der Tourismusbranche

Stephan Jersch

Ein Gutteil der Beschäftigten in der Tourismusbranche muss aufstocken. Das ist ergibt sich, unter anderem, aus dieser Senatsantwort.

25. September 2018

Schriftliche Kleine Anfrage
des Abgeordneten Stephan Jersch (DIE LINKE) vom  17.09.2018
und Antwort des Senats
- Drucksache 21/14387 -


Betr.:    Arbeitsplätze in der Tourismusbranche

Der Cluster Tourismus ist nach Aussagen des Senats eines der Schwergewichte in der Bedeutung für die Wirtschaft und die soziale Struktur der FHH. Zur Bewertung dieser Ein-schätzung und einer Abwägung der Folgen des stetig steigenden Tourismus für die Bewohnerinnen und Bewohner, vor allem der Hotspots des Tourismus in der FHH, einerseits und den Effekten für die Stadt und die Wertschöpfungskette andererseits sind aber detailliertere Zahlen nötig.

Der Tourismus als eine typische Querschnittsbranche umfasst mehr als nur die Betriebe des Gastgewerbes (Beherbergungsbetriebe und Gastronomie). Neben dem Gastgewerbe profitieren anteilig auch andere Wirtschaftszweige vom Tourismus, wie z.B. der Handel oder Dienstleistungsunternehmen. Der Tourismus in seiner Gesamtheit als Wirtschaftsfaktor ist jedoch kein Teil der amtlichen Statistik. Das bedeutet, dass der Tourismus in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nur auf Basis des Gastgewerbes dargestellt wird, und die Umsätze aus den anderen Wirtschaftszweigen von der amtlichen Statistik nicht erfasst werden. Um die Effekte zu erfassen, die über das Gastgewerbe hinausgehen, wurde die Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus in Hamburg“ durchgeführt. Das erste Gutachten wurde im Jahr 2001 erarbeitet. Der Wirtschaftsfaktor ermittelt den ökonomischen Stellenwert des Tourismus für die Stadt Hamburg. In den Jahren 2001 bis 2013 ist der touristische Bruttoumsatz von 2,71 Mrd. € auf 6,021 Mrd. € gestiegen. Dabei werden 41,3 % des touristischen Bruttoumsatzes im Gastgewerbe (Beherbergungen und Gastronomie), 37,7 % im Einzelhandel und 21 % in der Dienstleistung wie bei Transportunternehmen (z.B. HVV oder Taxen), Rundfahrt- bzw. Freizeitunternehmen oder Kultureinrichtungen  generiert (Quelle: dwif-Consulting GmbH, Wirtschaftsfaktor Tourismus in der Metropolregion Hamburg 2013).

Aus der oben genannten Studie „Wirtschaftsfaktor“ werden keine Beschäftige, dafür aber die Zahl der Personen, die rein rechnerisch vom Tourismus ihren Lebensunterhalt in Hamburg bestreiten können, ermittelt. Laut dieser Studie gab es einen Zuwachs bei den Personen, die vom Tourismus ihren Lebensunterhalt bestreiten können von 47.500 auf 97.320 Personen.
Parallel dazu entwickeln sich ebenfalls positiv die Übernachtungszahlen. Während im Jahr 1998 insgesamt 4,5 Mio. Übernachtungen in Hamburg gezählt wurden, lagen diese im Jahr 2001 bei 4,8 Mio., im Jahr 2013 bei 11,6 Mio. und im Jahr 2017 bei 13,8 Mio. Übernachtungen. Für die Entwicklung der Übernachtungszahlen ab dem Jahr 2004 siehe:
www.hamburg-tourism.de/business-medien/marktforschung/tourismusstatistiken/beherbergungen/statistiken-zur-beherbergung/

Aufgrund des im Jahr 2011 durchgeführten Zensus sind die Daten der Studie „Wirtschaftsfaktor“ eingeschränkt vergleichbar, da die Bevölkerungszahlen in der Bundesrepublik Deutschland durch den Zensus nach unten korrigiert wurden.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt:

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

1. Wie viele Betriebe in Hamburg generieren ihren Umsatz mehrheitlich über den Tourismus, um welche Umsatzsumme handelt es sich gesamt und anteilig aus dem Tourismus bei diesen Betrieben?

2. Wie viele Beschäftigte sind in den unter 1. genannten Betrieben beschäftigt? Bitte nach Größen und deren Beschäftigtenzahl aufteilen.

3. Wie viele Betriebe in Hamburg generieren Umsatz aus dem Tourismus, jedoch zu weniger als 50 Prozent des Gesamtumsatzes? Um welche Umsatzsumme handelt es sich gesamt und anteilig aus dem Tourismus bei diesen Betrieben?

4. Wie viele Beschäftigte sind in den unter 3. genannten Betrieben beschäftigt? Bitte nach Größen und deren Beschäftigtenzahl aufteilen.

5. Wie haben sich die unter 1. bis 4. aufgeführten Zahlen in den letzten 20 Jahren entwickelt?

Siehe Vorbemerkung.

 

6. Wie ist die Verteilung der Einkommen (bitte mit Anteil und absoluter Zahl) in den Bereichen Gastronomie, Hotellerie und wie hat sich die Einkommenssituation in den letzten 20 Jahren entwickelt?

Siehe Anlage 1. Daten der Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ 08) sind durch den Statistik Service der Bundeagentur für Arbeit ab dem Jahr 2007 auswertbar.

 

7. Welche weiteren Gewerbe (z.B. Einzelhandel) sind zusätzlich Teil der Wertschöpfungskette ‚Tourismus’ und wie viele Beschäftigte sind dort beschäftigt?

Siehe Vorbemerkung. Im Übrigen lässt sich aus der Studie nicht ableiten, wie sich die Anzahl der Personen, die vom Tourismus ihren Lebensunterhalt bestreiten können, auf die einzelnen o.g. Wirtschaftszweige verteilt.

 

8. Wie viele Beschäftigte, die mehrheitlich oder zum Teil der Wertschöpfungskette des Tourismus zuzuordnen sind, beziehen Transferleistungen? Wie hat sich diese Zahl in den letzten 20 Jahren entwickelt

Siehe Anlagen 2 bis 6. Die Standardauswertung bezieht sich auf die erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im SGB II. Die Daten der Zeitreihe liegen ab dem Jahr 2013 vor. Im Übrigen Vorbemerkung.

 

9. Wie viele Verfahren wegen der Umgehung bzw. Nichtgewährung des Mindestlohns in der Tourismusbranche sind derzeit in der FHH anhängig bzw. wurden in den letzten fünf Jahren durchgeführt?

Der für die Überprüfung der Einhaltung des Mindestlohngesetzes zuständige Zoll informierte, dass die Arbeitsstatistik der Finanzkontrolle Schwarzarbeit der Zollverwaltung (FKS) eine gesonderte Erfassung der Tourismusbranche nicht vorsieht.

 

10.  Wie viele der als Geflüchtete nach Hamburg gekommenen Menschen haben mittlerweile einen Arbeitsplatz im Bereich ‚Tourismus’ gefunden und wie hoch ist der Anteil an allen erwerbstätigen Geflüchteten? Und welche Qualifizierungsprogramme sind dazu vorhanden? Wie viele Geflüchtete haben diese Programme mit welchen Erfolgen absolviert?

Eine statistische Auswertung seitens der Agentur für Arbeit im Sinne der Fragestellung für den Bereich „Tourismus“ liegt nicht vor. Hilfsweise wird hier auf den Bereich Gastgewerbe Bezug genommen. Mit Stand 31. Dezember 2017 waren 1.853 Personen aus den acht Hauptasylherkunftsländern im Bereich „Gastgewerbe“ sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Insgesamt waren zu dem genannten Stichtag 9.722 Personen aus den acht Hauptasylherkunftsländern sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Der Anteil für den Bereich Gastgewerbe liegt somit bei rund 19 %.
Speziell für den Bereich Gastronomie werden seit dem Jahr 2016 bzw. seit dem Jahr 2017 zwei Kompetenzfeststellungsverfahren durchgeführt. Insgesamt haben an diesen beiden Maßnahmen bisher rund 350 Personen teilgenommen und diese erfolgreich abgeschlossen.
Im Übrigen siehe Anlage 7. Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten können nur nach der Staatsangehörigkeit ausgewertet werden. Bei den Daten handelt es sich daher nicht ausschließlich um „Geflüchtete“ im Sinne der Fragestellung. Die Daten umfassen ebenso Personen, die bereits länger in Deutschland leben und arbeiten.

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