Auswirkungen des Klimawandels mit Starkregen und Trockenperioden: Neue Strategien im Umgang mit der Ressource Wasser finden

Bürgerschaftsdebatte am 16. Juni in der "Aktuellen Stunde" zum Thema "Auswirkungen des Klimawandels mit Starkregen und Trockenperioden: Neue Strategien im Umgang mit der Ressource Wasser finden".

Die gesamte Debatte zu diesem TOP ist als Video hier in der Mediathek der Bürgerschaft zu finden. Der Beitrag von Stephan Jersch ist als Video hier online.

Redebeitrag im Wortlaut folgt...

Stephan Jersch DIE LINKE:
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren!

Angesichts der Wichtigkeit und der guten Anmeldung dieses Themas war ich jetzt etwas irritiert, wie wenig Konkretes wirklich herausgekommen ist von Rot-Grün, denn rund um den Klimawandel haben wir natürlich erhebliche Probleme mit dem Wasser, sowohl Gebrauchswasser als auch Trinkwasser, denn wenn jetzt nicht gehandelt wird, kann es zu spät sein mit der Wasserversorgung. Und wir haben hier eine vielschichtige Problemsituation. Einerseits geht es um zu wenig Wasser, andererseits geht es um zu viel Wasser. Es geht um die Qualität, und es geht − und da muss sich Hamburg an die eigene Nase fassen − auch um eine solidarische Verteilung des Wassers.

(Beifall)

Hamburg muss auf jeden Fall handeln, denn beim Trinkwasser lebt Hamburg schon immer über seine Verhältnisse. Wir haben heute bereits versalzene Brunnen aus normalen geologischen Vorgängen, wir haben weitere Versiegelung, die den Wasserkreislauf stört, und wir haben niedersächsische Randgemeinden, in denen die Wasserförderung Hamburgs schon zu Konkurrenz um die Verwendung des Wassers führt. Trinkwasser ist nur dann nachhaltig, wenn nicht mehr entnommen als gefördert wird. Ich glaube, wir sind auf dem besten Wege davon weg, das wirklich einzuhalten.

Einerseits wird Wasser knapper, andererseits drohen Überflutungen rund um den Klimawandel, und es droht eine Gefährdung der Wasserqualität, vor allem durch die Düngung der Landwirtschaft, aber auch durch andere Schadstoffeinträge. Das zwingt zum Handeln. Wir müssen das Wasser schützen, wir müssen die Bevölkerung sensibilisieren, auch die Industrie und das Gewerbe, und wir müssen sparen.

(Beifall)
Nur mit diesem Dreiklang werden wir tatsächlich unsere Wasserreserven, unser Wasserreservoir für die Zukunft erhalten. Schützen wir die Wasservorkommen. Warum zum Beispiel − und auf solche Fragen hätte ich mir hier eine Antwort von Rot-Grün oder zumindest eine Frage erwartet − muss Hamburg neben Bremen und Schleswig-Holstein als einziges Bundesland sein Wasser zu 100 Prozent aus Grundwasser fördern, das nicht einmal auf dem eigenen Stadtgebiet liegt? Weil es billiger ist.

(Beifall)

HAMBURG WASSER hat 2019 31 Millionen Euro Gewinnabführung an die Stadt vorgenommen. 2018 waren es sogar 43,4 Millionen − für eine Dienstleistung der öffentlichen Daseinsvorsorge. Muss das sein oder ist dieses Geld nicht besser in zukunftsträchtige Maßnahmen für die Sicherung der Wasserversorgung untergebracht?

(Beifall)
Im Umland können wir bereits feststellen, dass sich Flüsse verlagern, dass Grundwasserabsenkungen vorkommen. Schutz sieht jedenfalls für das Grundwasser anders aus als die momentane Politik Hamburgs. Und wir müssen Verbraucherinnen und Verbraucher sensibilisieren. Der Pro-Kopf-Verbrauchstieg zuletzt wieder an trotz vorbildlichem Rohrnetz in Hamburg, was zugegeben werden muss. Aber die Sensibilisierung für die Kostbarkeit des Gutes muss tatsächlich gesteigert werden. Jeder muss wissen, dass Wasser nicht einfach nur aus dem Hahn kommt, sondern dass es eine Lieferkette dabei gibt, die eine hohe Verantwortung bedingt.

(Beifall)
Wenn es uns nicht gelingt, den Verbrauch der Neubildung von Grundwasser anzupassen, dann drohen weitere Kipppunkte. Es drohen sterbende Wälder, das Klima leidet weiter, es wird weniger Wasser im Boden gespeichert, auch die Landwirtschaft
wird ihrer Grundlagen beraubt, und das trotz klimabedingter längerer Vegetationsperioden, um nur einige wenige Bausteine, Kipppunkte zu nennen, die uns drohen, wenn wir jetzt nicht handeln.

Also wir brauchen für alle 1‐a-Trinkwasser. Oder wir sollten uns die Frage stellen: Brauchen wir wirklich für alle 1‐a-Trinkwasser oder, wie der Kollege Kappe das auch schon anführte, reicht nicht auch eine stärkere Nutzung von Grauwasser? Muss Trinkasser zu 100 Prozent aus Grundwasser gefördert werden? Wie wichtig ist die Gewinnabführung von HAMBURG WASSER für diese Stadt, und kann ich die Gelder nicht nachhaltiger einsetzen? Wie können wir wasserschonende Bewässerung zum Beispiel in der Landwirtschaft implementieren? Brauchen wir Förderprogramme, um den Landwirtinnen und Landwirten dort zu helfen? Wie entlastet Hamburg die Umlandgemeinden von seinem Grundwasserbedarf, den es dort, ich sage einmal, selbst über den Klageweg abschöpft? Darauf müssen Antworten gefunden werden, und da hoffe ich dann doch noch einmal auf mehr Kommentare.

– Danke
schön.
(Beifall)