Bei der Bio-Landwirtschaft reden sie mit gespaltener Zunge

Bei der Bio-Landwirtschaft reden sie mit gespaltener Zunge

Stephan Jersch
RedenUmwelt und EnergieWirtschaft

Hamburgs Landwirtschaft stärken - Bio-Stadt Hamburg

Hamburgs Landwirtschaft stärken - Bio-Stadt Hamburg

Stephan Jersch DIE LINKE:

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Zuerst einmal: Ja, wir finden die Idee durchaus gut, dem Bio-Städte-Netzwerk beizutreten, auch wenn ich vorab schon einmal sagen kann, dass dieses Netz­werk an Unverbindlichkeit kaum zu übertreffen ist.

(Beifall bei der LINKEN)

Aber die Analyse ist richtig; es muss etwas getan werden. Wir verzeichnen eine Stagnation bei der Flächennutzung für ökologisch nachhaltigen Land­bau, bei der Anzahl der entsprechenden Betriebe, die Biolandwirtschaft betreiben, und wir haben eine ausgewachsene Krise bei kleinen Biogeschäften, weil die Abteilungen der größeren Läden dieses Geschäft mittlerweile aufgrund des Umsatzes an sich ziehen. Vor Kurzem haben wir die HEINZ-Studie des Zukunftsrats auf den Tisch bekommen. Ich glaube, Sie haben die Ampel für die regionale Ver­sorgung bemerkt, die auf Gelb steht. Es ist noch nicht zu spät, um zu handeln, hoffentlich im Rah­men dieses Netzwerks. Hamburg ist, was seine Ausrichtung für Biolandwirtschaft angeht, eher wie ein Fisch auf dem Trockenen. Die Ziele sind durchaus gut. Man muss nur in den Koalitionsver­trag gucken: Bis 2020 soll die Biolandwirtschaft im Obstanbau mehr als verdoppelt und der Rest der Landwirtschaft signifikant erhöht werden. Von die­sen Zahlen sind wir in Hamburg allerdings weit ent­fernt. Insofern haben wir Handlungsbedarf.

Wenn es um die regionale Biolandwirtschaft geht, müsste zum Beispiel unser Schulsenator sich ein­mal überlegen, was er mit der Subventionierung des Schulessens macht. Wenn man in eine Produk­tionsküche geht und sieht, wie eingeschränkt die Möglichkeiten sind, dann ist das nicht wirklich das, was der Biolandwirtschaft auch schon in der Schule förderlich ist.

(Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN)

Sicherlich ist der Anteil der landwirtschaftlichen Flä­chen in der Freien und Hansestadt aus den Gege­benheiten, die wir alle kennen, richtig begrenzt. Der Flächenanteil Hamburgs liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, was landwirtschaftliche Flä­chen angeht, aber der Rückgang dieses Anteils liegt in Hamburg noch deutlich über dem Bundes­durchschnitt. Das ist ein sehr großes Manko für den Ausbau der Biolandwirtschaft. Landwirte haben in Hamburg nicht wirklich eine Zukunftsperspektive. Jeden Tag müssen sie damit rechnen, dass ein Se­nator um die Ecke kommt und sagt, er brauche die Flächen für dies und jenes und sei es für neue Lo­gistikparks irgendwo an der Autobahn.

(Beifall bei der LINKEN)

Flächensicherheit heißt Zukunftssicherheit und Si­cherung der Landwirtschaft in Hamburg und ist ein Beitrag für ein farbiges Hamburg, für Hamburg, so wie wir es an vielen Ecken dieser Stadt immer noch kennen. Wer das nicht wahrhaben will, soll irgend­wo anders hinziehen; für mich gehört es zu Ham­burg.

Wenn wir die Biolandwirtschaft in Hamburg regional stärken wollen nach dem Motto, weniger Weltmarkt, mehr Wochenmarkt, dann möchte ich daran erin­nern, dass wir erst vor Kurzem über CETA disku­tiert haben, wo wir eindeutig zulassen werden, dass Großtierproduktionen aus Kanada ohne jede Tierhaltungsstandards in die Europäische Union einge­führt werden. Da, muss man wirklich sagen, reden Sie mit gespaltener Zunge. Ich bin gespannt, was
aus diesem Projekt wird, ob wir damit wirklich die Biolandwirtschaft in Hamburg fördern werden. Ich würde es mir wünschen, unsere Zustimmung haben Sie dazu. - Danke.
(Beifall bei der LINKEN)