Aus den Augen – aus dem Sinn: Hamburgs Tierverbringungen nach Mienenbüttel
Zum wiederholten Mal musste das Tierheim des Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e.V. (HTV) an der Süderstraße im August einen Aufnahmestopp für Tiere verkünden. Mittlerweile ist der zwar wieder vorbei, aber der nächste Aufnahmestopp schon wieder verhängt – diesmal für die Isolierstation. Mit der Anfrage „Aufnahmestopp beim HTV: Was unternimmt die zuständige Behörde?“ (Drs. 22/12652) wollte ich angesichts des unhaltbaren Zustandes das Handeln des Senats hinterfragen.
- Die Schriftliche Kleine Anfrage "Aufnahmestopp beim Tierheim des Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e.V. (HTV): Was unternimmt die zuständige Behörde?" (Drs: 22/12652) ist hier als PDF online.
Immerhin ist das Tierheim Süderstraße Deutschlands zweitgrößtes Tierheim und damit eigentlich ein tierschutzpolitisches Aushängeschild.
Die Antwort des Senats fällt jedoch enttäuschend aus. Der Senat verweist auf eine „dynamische Entwicklung“ und vermittelt den Eindruck, dass die Lage mehr oder weniger unter Kontrolle sei. Nur Ausnahmefälle würden in einem anderen Tierheim untergebracht werden.
Bei diesem „anderen Tierheim“ handelt es sich um das „Reso-Zentrum für benachteiligte Tiere gGmbH“ im niedersächsischem Mienenbüttel bei Neu Wulmstorf (Landkreis Harburg).
- Zur Verbringung von Tieren aus Hamburg dorthin habe ich eine weitere Anfrage an den Senat gestellt: Die Schriftliche Kleine Anfrage „Verwahren statt Vermitteln? Verbringung von Hunden nach Neu Wulmstorf" (Drs. 22/12721) ist hier als PDF online.
Die Antwort des Senats ergibt, dass die Stadt Hamburg bisher mindestens 651.942,49 Euro für die Unterbringung von Tieren aus Hamburg an das Reso-Zentrum gezahlt hat. Bei dieser Summe kann man nicht mehr davon sprechen, dass es sich dabei nur um Einzelfälle handelt.
Es wird deutlich, dass Hamburg sein strukturelles Problem mit der Unterbringung von Fundtieren durch die Auslagerung nach Mienenbüttel lösen will. Dieses Outsourcing von Kontrolle über die eigenen gesetzlichen Verpflichtungen ist ein dreister Versuch der Ablenkung und ein falscher Weg. Ob marode Gebäude oder der Fachkräftemangel: Der Senat schaut über Jahre hinweg bei der kritischen Situation des HTV einfach nur zu. Es muss dabei immer wieder betont werden, dass der HTV vertragsgemäß Pflichten der Stadt gegenüber den Fundtieren wahrnimmt.
Hamburg braucht ein funktionierendes zukunftssicheres Tierheim. Der Senat ist aufgefordert, nun schnellstens den HTV in die Lage zu versetzen, ein solches zu betreiben. Hier ist die Unterstützung des HTV durch die Stadt bei der Errichtung eines neuen Tierheims an einem neuen Standort dringend geboten.
Die Zeit des Wegduckens und der Flickschusterei seitens des Senats muss an dieser Stelle endlich aufhören.