Debatte: Etablierung von Taubenschlägen rund um Hamburgs große Bahnhöfe
84. Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft in der 22. Legislaturperiode am 13. März 2024 zum Thema: "Etablierung von Taubenschlägen rund um Hamburgs große Bahnhöfe". Wiederholt hatte Stephan Jersch von der Linksfraktion das Thema aufgerufen und nahm zu dem Antrag der Senats-Fraktionen in der Debatte Stellung.
- Debatte zum Thema "Etablierung von Taubenschlägen rund um Hamburgs große Bahnhöfe" siehe Drucksache 22/14616
- Die gesamte Debatte ist hier als Video in der Mediathek der Bürgerschaft Hamburg online. Die Rede von Stephan Jersch ist hier als Video zu sehen.
- Foto: M. Zapf, Bürgerschaft Hamburg
Die Rede von Stephan Jersch im Wortlaut:
Stephan Jersch DIE LINKE:
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Gut ge-
gurrt, Kollegin.
(Heiterkeit bei Lisa Maria Otte GRÜNE)
Das war völlig in Ordnung, und es ist im Endeffekt
ein gutes Ergebnis. Nach langen Jahren frustrieren-
der Runden in den Bezirken, frustrierter Tierschüt-
zerinnen und Tierschützer und frustrierender Quer-
schüsse aus der Politik ist das Ergebnis wirklich
vorzeigbar. Auch wir haben bereits – der Kollege
von der CDU hat es gesagt – dreimal Taubenschlä-
ge für Hamburg beantragt; theoretisch hätte man
also schon 2019 zuschlagen können. Aber gut, an
dieser Stelle, muss man sagen, kenne ich natürlich
den einen Teil der Koalition, und ich weiß, dass bei
ihm nicht unbedingt ein Verständnis dafür da ist,
zumindest bisher. Es ist ein guter Erfolg, dass die
Betreuung der Taubenschläge sozialversicherungs-
pflichtig abgesichert ist. Das ist ordentlich, und da-
mit ist Hamburg ganz weit vorn, was die Betreuung
von Taubenschlägen angeht.
(Beifall bei der LINKEN und den GRÜNEN)
Aber – ich komme noch ein bisschen in die Kritik –
der Spagat des Antrags schmerzt dann wirklich,
denn Stadttauben seien unter anderem Nachfah-
ren verwilderter Haustauben. Gut, ohne die Haus-
tauben würde es die Stadttauben nicht geben,
aber diese Kombination muss man mir schon erklä-
ren: Sie bleiben in dieser Lesart weiterhin Wildtie-
re und damit eigentlich senatsseitig nicht unterstüt-
zenswert. Hier hätte man durchaus etwas forscher
herangehen können, denn die Schublade Wildtiere
haben wir immer noch: Noch in einer Kleinen Anfra-
ge von September 2023 hat mir der Senat bestätigt,
dass es keine unmittelbare staatliche Zuständigkeit
gibt. Insofern ist dieser Antrag und das Tun daraus
tatsächlich ein Spagat. Aber vielleicht ist es auch
auf andere Wildtiere ausbaubar; das würde mich
sehr freuen.
70 000 Euro für die Verbesserung des Tauben-
schutzes haben wir 2022 hier beschlossen. Ich ha-
be bisher noch keine Bilanz gesehen, wofür die-
ses Geld wirklich ausgegeben worden ist – es
kann nicht für die im Antrag stehenden erwähnten
Gespräche mit Bundesbahn, Bezirksämtern, Hoch-
bahn und HVV ausgegeben worden sein. Ansons-
ten wird hier nicht weiter darauf eingegangen. Ich
finde es interessant: Bevor das eine überhaupt fest-
gestellterweise ausgegeben ist, wird das Nächste
schon finanziert – interessant.
Aber gut, konstatieren wir: Seit Jahren werden die
Bezirke und die Tierschützerinnen und Tierschützer
hängen gelassen – das war ein unterirdisches Ver-
halten. Und seit Jahren wurde die Zuständigkeit
des Senats beziehungsweise der Stadt bestritten.
Letztendlich sagt auch die Beauftragung der Stadt-
reinigung mit der Betreuung der Taubenschläge,
dass ein gewisses Misstrauen gegenüber den Tier-
schützerinnen und Tierschützern besteht. Ich glau-
be, die Stadtreinigung tut jetzt natürlich gut daran,
sich das Know-how, das sie mit Sicherheit noch
nicht vorweisen kann, entsprechend anzueignen.
(Glocke)
Stephan Jersch DIE LINKE:
Natürlich gestatte ich eine Zwischenfrage.
Stephan Jersch DIE LINKE (fortfahrend):
Diese Stellungnahme, diese Klarstellung finde ich
sehr gut, weil aus dem Antrag etwas anderes her-
vorgeht: Dort steht im Vorwort, dass man qualifizier-
te Betreuung will, und dann verweist man auf die
Stadtreinigung. Aber jetzt ist es klargestellt, und
dementsprechend ist alles gut.
Ich habe natürlich auch gut zugehört und sage:
Drei Taubenschläge in einem jeweils näheren Um-
kreis sind natürlich genau das, was die Tauben und
die Stadt brauchen. Aber worüber nichts ausgesagt
wird, sind die Kosten für den Bau der Taubenschlä-
ge; es wird hier nur von der Betreuung geredet.
Das heißt, nur der Betrieb wird finanziert. Es wird
nichts dazu gesagt, was in der Folge eigentlich
mit den bisher verprellten Bezirken – ich glaube,
das waren Nord, Harburg und Bergedorf, in denen
Taubenrunden bestanden und eine Lösung gesucht
wurde –, passieren soll. Ich denke, da ist nach ei-
ner zügigen Evaluation ganz schnell was nötig, um
auch dort weiter voranzugehen.
Letztendlich habe ich die Hoffnung, dass dieser An-
trag ein Einstieg ist, damit die Freie und Hansestadt
Hamburg ihre Verantwortung im Tierschutz auch für
Wildtiere anerkennt. – Danke.
(Beifall bei der LINKEN