Antrag: Überlastung durch Tourismus: Hamburg muss den Boom in den Griff bekommen

Der Tourismus in Hamburg boomt – die Zahlen erreichen von Jahr zu Jahr neue Spitzenwerte. Bei fast 80.000 Hotelbetten – Tendenz stetig steigend – gab es 2023 mehr als 15,9 Millionen touristische Übernachtungen in Hamburg. In der kommenden Bürgerschaftssitzung beantragt die Linksfraktion nun, touristische Hotspots in der Stadt zu definieren und hier die Zahl der Hotelbetten zu begrenzen, mit Hilfe einer Studie zu ermitteln, wie sich die Errichtung immer neuer Hotelkapazitäten auf Mieten, Grundstückswerte, Kleingewerbe und Nahversorgung für die Hamburger*innen auswirkt und mit Beteiligung von Quartiers- und Stadtteilbeiräten eine Tourismusstrategie für Hamburg zu entwickeln.

  • Der Antrag "Überlastete Stadtteile vor zu viel Tourismus schützen!" als Drs. 22/16836 ist hier als PDF zu finden.

Dazu Stephan Jersch, tourismuspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Die Tourismus-Zahlen sind wirtschaftlich erfreulich. Aber sie verkennen, dass sich mehr als 50 Prozent der Hotelbetten in Hamburg auf nur sechs Stadtteile verteilen, in denen gerade einmal 3,5 Prozent der Hamburger*innen leben.

Dieses Ungleichgewicht hat negative Folgen für die lokale Infrastruktur, die doch eigentlich erstmal für die Anwohner*innen und ihre Lebensqualität zur Verfügung stehen sollte. Tourismus wird in Hamburg nur aus der Sicht der Wirtschaft betrieben – es fehlt eine stadtplanerische Gestaltung.

Wir müssen uns aber vor Augen führen, dass die mehr als sieben Millionen Übernachtungstourist*innen und die 94 Millionen Tagestourist*innen im Jahr 2022 auch etwas machen mit der Stadt, den Quartieren und den Menschen, die hier leben. Wir brauchen daher erstmal valide Daten über die Effekte des Tourismus.

Die sollen genau wie eine städtebauliche Leitplanke sicherstellen, dass wir nicht – wie schon jetzt in der Altstadt –  mehr Hotelbetten als Bewohner*innen in einzelnen Stadtteilen haben. Und wir brauchen – auch aufgrund der Erfahrung von Städten wie Barcelona und Amsterdam – eine Beteiligung der Bevölkerung an der touristischen Planung.

Über ganz Hamburg hinweg können wir noch nicht von Overtourism sprechen – aber die Entwicklung in einigen Bereichen der Stadt läuft in genau diese Richtung. Gleichzeitig ist der Tourismus der politischen Kontrolle entglitten. Diese zurückzugewinnen und ihn zu steuern ist eine gesellschaftliche Aufgabe.“