Wackelkontakt beim Landstrom: Senat ringt weiter mit Unlust der Reedereien

Die Nutzung von Landstrom durch die Kreuzfahrtbranche ist in Hamburg weiterhin überschaubar. Dies geht aus einer Anfrage der Linksfraktion hervor. Zwar sind mehr Schiffe landstromfähig, doch die Zahlen bleiben hinter den Ankündigungen des Senats zurück. Von den landstromfähigen Schiffen wurden im vergangenen Halbjahr gerade einmal knapp 44 Prozent mit Landstrom versorgt – noch im Dezember hatte der Senat angekündigt, dass drei Viertel der Anläufe mit Landstrom versorgt werden sollten. Im kommenden Halbjahr sollen von den 151 geplanten Anläufen von Kreuzfahrtschiffen 85-mal Landstrom bezogen werden. Ob dies so kommt, ist jedoch angesichts der Zahlen aus dem ersten Halbjahr fraglich - so konnten die technischen Schwierigkeiten der Landstromanlage in Steinwerder noch nicht vollständig beseitigt werden.

Dazu Stephan Jersch, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Alles steht und fällt mit der Nutzung der Anlage in Steinwerder. Keine Ahnung, wie sich der Senat zu der Ankündigung hinreißen lassen konnte, dass drei Viertel der Anläufe von Kreuzfahrtschiffen in diesem Jahr mit Landstrom versorgt werden – tatsächlich werden es höchstens 47 Prozent. Zudem ist auch die Dauer des Landstrombezuges entscheidend, der mitunter trotz langer Liegezeit nur wenige Stunden beträgt. Nur eine Landstrompflicht würde hier einen Riegel vorschieben. Es kann doch nicht sein, dass Umweltkosten auf die Allgemeinheit abgewälzt werden, weil Reedereien sich weigern, Landstrom zu nutzen.“

Dazu Norbert Hackbusch, hafenpolitischer Sprecher der Linksfraktion: „Der Senat betont geradezu gebetsmühlenartig die Vorreiterrolle Hamburgs bei der Landstromnutzung. Die Zahlen zeigen ein anderes Bild. Vor diesem Hintergrund ist es enttäuschend, dass der Senat mit einer Landstrompflicht bis 2030 warten will.“