Klima Hamburg: Falsche Eindrücke, Missverständnisse und ein neuer Haufen Kohle: Das Kohleheizkraftwerk Wedel läuft weiter.

Im Mai hieß es noch in einer Überschrift des Hamburger Abendblatts: „Kohlekraftwerk Wedel: Kein Sommerbetrieb mehr nach der Revision“. Damit wäre eine alte Forderung der Linksfraktion endlich umgesetzt worden, denn im Sommer erzeugt der Kohlemeiler nur den Kohlestrom der Hamburgs Finanzsenator dank dessen Einnahmen glücklich macht, dem Klima aber weiter zusetzt. Mit der Antwort auf die Schriftliche Kleine Anfrage „‘All in‘ beim Ersatz des Kohleheizkraftwerks Wedel – droht die kalte Dusche?“ (Drucksache 22/15466) hat der Senat das jetzt aber klargestellt und räumt ein, dass Wedel weiterläuft. Mindestens bis 2025 und im Standby bis 2026.

  • Die Schriftliche Kleine Anfrage „‘All in‘ beim Ersatz des Kohleheizkraftwerks Wedel – droht die kalte Dusche?“ (Drucksache 22/15466) ist hier als PDF online.

Die Forderung auf den klimaschädlichen Sommerbetrieb Wedels, nur um Einnahmen aus dem Kohlestromverkauf zu generieren, zu verzichten, hatte Rot-Grün 2019 damit gekontert, dass einerseits die Einnahmen aus dem Kohlestromverkauf wichtig seien und andererseits das Kraftwerk so alt sei, dass ein Wiederanfahren im Winter nicht sichergestellt werden könne.

Der Senat stellt in seiner Antwort auf die Anfrage klar, dass Block 1 des Kraftwerks in Wedel wieder regulär betrieben wird und nur Block 2 in eine ‚verlängerten Stillstand‘ versetzt würde. Angesichts der aufkeimenden Fragezeichen stellt Hamburg jetzt im Abendblatt klar, dass Block 1 im ‚Minimalbetrieb‘ betrieben wird, um jederzeit wieder Wärme bereitzustellen. Für den zweiten Block des Kraftwerks gibt es städtischerseits zusätzliche ‚Konservierungsmaßnahmen‘, um das Risiko bei einer Wiederinbetriebnahme zu senken.

Das im Westen Hamburgs nicht kalt geduscht werden muss, erklärt der Senat damit, dass die neue Power-to-Heat-Anlage (PtH, mit 80 MW Leistung) im Notfall als Ersatz für den Block 2 (mit 220 MW Leistung) dienen kann. Unklar ist jedoch zu welchen Kosten, denn die PtH-Anlage wird derzeit nur mit abgeregeltem Windstrom betrieben, der nicht in das Stromnetz eingespeist werden kann – das ist aber nicht immer der Fall.

Warum angesichts der Forderung der Linksfraktion 2019 in der Bürgerschaft aber nicht auch ‚Konservierungsmaßnahmen‘ zum leichteren Wiederanfahren oder ein Minimalbetrieb, den auch die Linksfraktion 2019 ins Gespräch gebracht hatte, in Frage kamen, ist wohl nur dem Unwillen des Senats geschuldet Klimaschutz auch konsequent durchzusetzen, selbst wenn das die Einnahmen schmälert.

Die Klimapolitik leidet in Hamburg an einer mangelnden Glaubwürdigkeit. Das Beispiel des Kohlemeilers Wedel, bei dem jeder Cent Kohlestromeinnahmen den Klimaschutz relativiert hat, ist hierfür ein weiteres trauriges Beispiel.