Reporting ja, Verbot nein – Klimakillergas SO2F2 weiter im Einsatz in Hamburg

Sulfuryldifluorid? Da war doch was! Mit diesem Klimakillergas, dessen Klimawirksamkeit mehr als das 4.500fache von CO2 beträgt und das bisher in keinem Klimareporting Erwähnung findet, werde in Hamburg Holzexporte, fast ausschließlich nach China, begast, um sie schädlingsfrei exportieren zu können. Neuigkeiten über die Anstrengungen den Einsatz dieses Gases, das 2019 und 2020 immerhin in Hamburg eine ähnliche Klimawirkung wie das Kohleheizkraftwerk Tiefstack hatte, waren zuletzt aber Fehlanzeige.

Anlass genug, um den Senat zu fragen, wie eigentlich der aktuelle Stand ist und welche Fortschritte es bei der Vermeidung des Einsatzes dieses Klimakillergases gibt. Die Antwort ist durchwachsen Und der Einsatz in Hamburg geht weiter, weil laut Senat bisher keine alternativen Möglichkeiten vorhanden sind. Eine Aussetzung der Holzexporte nach China, das diese Begasung verlangt, hatte die Linksfraktion beantragt (Drucksache 22/6437). Der Antrag fand in der Bürgerschaft allerdings keine Mehrheit.

Die Antwort des Senats auf meine Anfrage „Wie ist der Sachstand beim Sulfuryldifluorid?“ (Drs. 22/9380) zeigt zwar, dass der Senat in diesem Fall nicht untätig war, aber bisher keine Ergebnisse vorlegen kann, mit denen man zufrieden sein könnte. Weder ist bisher ein anderes Verfahren im Einsatz, um Stammholzexporte schädlingsfrei zu bekommen, noch gibt es eine verbindliche Berichterstattung über den Einsatz von Sulfuryldifluorid oder gar eine Beendigung der Zulassung dieses Begasungsmittels.

Immerhin: Eine Neubewertung von SO2F2 in der Europäischen Union ist in Arbeit und soll bis Dezember 2023 abgeschlossen sein und der Senat plant die eingesetzte Menge SO2F2 als Information in die Berichterstattung zum Hamburger Klimaplan mit aufzunehmen. Die Ausnahmeregelung für SO2F2 in der technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA-Luft) wurde 2021 gestrichen. Neuseeland, eines der Länder, die bisher für ihre Holzimporte die Begasung mit SO2F2 vorgeschrieben haben, hat mittlerweile ein weniger schädliches Begasungsmittel zugelassen. Dem Senat liegen allerdings keine Informationen dazu vor, wie der Stand des Zulassungsverfahrens von Ethandinitril (EDN) in der Europäischen Union ist.

Die eingesetzte Menge von Sulfuryldifluorid hat sich nach Antwort des Senates in den Jahren 2021 und 2022 reduziert. Das lag aber ausschließlich an dem gesunkenen Holzexport über den Hamburger Hafen, wie die Grafik deutlich macht.

Wenn der Senat schon nicht bereit ist den Einsatz von Sulfuryldifluorid durch einen zeitweiligen Stopp der Holzexporte nach China zu beenden, dann sollte zumindest schnellstmöglich eine alternative Schädlingsbekämpfungsmethode im Hamburger Hafen zum Einsatz kommen, denn die Zulassung des unter dem Markennamen ProFume bekannten Begasungsmittels wurde anscheinend erneut verlängert und läuft jetzt in Deutschland bis zum 31. Oktober 2024.