SKA: Flächenverbrauch und Beschäftigungsstruktur von Logistikbetrieben in Hamburg

Stephan Jersch

Hamburg siedelt weiterhin Logistikbetriebe auf dem Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg an. In der Diskussion wird zwar eingeräumt, dass der Flächenverbrauch der Logistikbranche in Bezug auf den einzelnen Arbeitsplatz höher ist als in anderen Wirtschaftsbereichen, jedoch wird angesichts der Flüchtlingssituation argumentiert, dass die Logistikbranche eine der wenigen Branchen sei, in denen noch Arbeitsplätze für gering Qualifizierte angeboten würden und dass dies für die Integration der Flüchtlinge ein wichtiger Baustein sei.

BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG
21. Wahlperiode

Drucksache 21/5816 | 13.09.16

Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Stephan Jersch (DIE LINKE) vom 05.09.16 und Antwort des Senats

Betr.:
Flächenverbrauch und Beschäftigungsstruktur von Logistikbetrieben in Hamburg

Hamburg siedelt weiterhin Logistikbetriebe auf dem Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg an. In der Diskussion wird zwar eingeräumt, dass der Flächenverbrauch der Logistikbranche in Bezug auf den einzelnen Arbeitsplatz höher ist als in anderen Wirtschaftsbereichen, jedoch wird angesichts der Flüchtlingssituation argumentiert, dass die Logistikbranche eine der wenigen Branchen sei, in denen noch Arbeitsplätze für gering Qualifizierte angeboten würden und dass dies für die Integration der Flüchtlinge ein wichtiger Baustein sei.

Dies vorangeschickt frage ich den Senat:

Die einheitliche Erfassung wirtschaftlicher Tätigkeiten statistischer Einheiten in allen amtlichen Statistiken erfolgt nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige (WZ) – seit dem 1. Januar 2008 nach der WZ 2008, zuvor nach der WZ 2003. Weder in der WZ 2003 noch in der WZ 2008 existieren die Begriffe „Logistikbetrieb“ oder „Logistikbranche“. Dieser Sachverhalt betrifft auch die Erhebungen der Handelskammer Hamburg.

Die Mitglieder der Handelskammer Hamburg können sich gemäß des Codes der statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft (NACE-Code) eine Zuordnung geben. Im aktuellen NACE-Code ist eine Gruppe „Logistik“ nicht vorhanden. Auch in der Statistik der Bundesagentur für Arbeit wird die Logistikbranche nicht abgebildet. Die ersatzweise Verwendung des Wirtschaftsabschnitts „Verkehr und Lagerei“ ist nicht zielführend, da dabei der Teil der Logistik ausgeblendet würde, der in Industrie und Handel stattfindet. Um die für Hamburg bedeutende Logistikbeschäftigung zu messen, wurde die Fraunhofer Arbeitsgruppe für Supply Chain Services beauftragt, eine Methode zu entwickeln, die die Beschäftigung in der Logistik über alle Wirtschaftszweige hinweg auf Grundlage der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit misst.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt:

1. Wie viele Logistikbetriebe sind auf dem Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg angesiedelt? Bitte die Entwicklung der letzten zehn Jahre aufführen.

Die HWF Hamburgische Gesellschaft für Wirtschaftsförderung mbH (HWF) hat in den vergangenen zehn Jahren 401 Ansiedlungsfälle im Bereich Logistik abgeschlossen. Hierbei ist zu beachten, dass in den Zahlen neben den Neuansiedlungen auch Erweiterungsvorhaben sowie Unternehmensgründungen enthalten sind. Überdies sind die Großhandelsunternehmen enthalten, die der Logistik sehr ähnliche Anforderungen haben. Demnach stellt sich die Entwicklung wie folgt dar:

 

2006200720082009201020112012201320142015Gesamt
55533942453719344037401

Im Übrigen siehe Vorbemerkung.

2. Welche Arbeitsbereiche werden von diesen Betrieben innerhalb Hamburgs vorgehalten (zum Beispiel Verwaltung, Lagerhaltung/Distribution, Umschlagsflächen)?
Bitte jeweils aufteilen nach Anzahl der Betriebe und der in den jeweiligen Bereichen Beschäftigten.

3. Wie viele Beschäftigte haben die in Hamburg vertretenen Logistikbetriebe?
Bitte, soweit möglich, nach Kategorien (bis zu 100, 101 – 500, 500 – 1.000, mehr als 1.000 Beschäftigte) aufteilen.

Für das Jahr 2014 errechnet sich nach der Methodik der Fraunhofer Arbeitsgruppe für Supply Chain Services für die Freie und Hansestadt Hamburg (FHH) eine Gesamtbeschäftigungszahl von 127.603 von direkten und indirekten Logistikbeschäftigten. Eine Kategorisierung nach Betriebsgrößen ist nicht möglich. Im Übrigen siehe Vorbemerkung.

4. Welche Beschäftigungsstruktur weisen die Logistikbetriebe in Hamburg auf?
Bitte nach Qualifizierung der Beschäftigten aufteilen und die Entwicklung der letzten fünf Jahre aufführen.

Da die Klassifikation der Berufe zum Jahr 2012 grundlegend umgestellt wurde, ist ein Vergleich mit den Vorjahren nicht möglich. Derzeit liegen die Zahlen für die Jahre 2013 und 2014 vor.

 

 Anteil der Qualifikationsgruppen in den Logistikberufen in Hamburg in Prozent
20132014
Hoch Qualifizierte4,24,6
Mittel Qualifizierte71,171,8
Gering Qualifizierte24,723,6

Im Übrigen siehe Vorbemerkung.

5. Wie viele Arbeitsplätze in Hamburgs Logistikbranche sind mit Flüchtlingen besetzt?
Bitte die Entwicklung der letzten drei Jahre aufführen.

Siehe Vorbemerkung.

6. Welche Branchen in Hamburg bieten Arbeitsplätze für Beschäftigte mit geringer Qualifikation?
Bitte nach Branche, Gesamtzahl der Beschäftigten je Branche und jeweiligem Anteil der geringqualifizierten Beschäftigten aufschlüsseln.

Als geringqualifizierte Beschäftigte wurden die Personen angenommen, die keine
abgeschlossene Berufsausbildung besitzen. Im Übrigen siehe Anlage.

7. Wie viel Fläche wird von Logistikbetrieben in Hamburg genutzt?
Bitte bezirksweise nach Branchen aufschlüsseln und die Entwicklung der letzten zehn Jahre aufführen.

8. Wie groß ist der Anteil an Lager- und Distributionsflächen mit Nebenflächen an den vorgenannten Flächen?
Bitte für die letzten zehn Jahre aufführen.

Zu dem Umfang der von Logistikbetrieben in Anspruch genommenen Flächen in Hamburg liegen der zuständigen Behörde keine entsprechenden Daten vor.

9. Die Schaffung wie vieler neuer Arbeitsplätze wird bei der Ansiedlungsförderung von Logistikbetrieben pro 100 qm Fläche vorausgesetzt?

Gemäß den „Kriterien für die Vergabe von städtischen Industrie- und Gewerbeflächen“ sind für die Ansiedlung eines Logistikbetriebes im Rahmen der Wirtschaftsförderung für 100 qm jeweils 0,4 – 0,6 Arbeitsplätze nachzuweisen.

10. Unterscheidet sich der Wert für die Anzahl von Arbeitsplätzen pro 100 qm Betriebsfläche für Logistikbetriebe von dem anderer Branchen?
Wenn ja, inwiefern?

Ja, für eine gewerbliche Ansiedlung ist im Rahmen der Wirtschaftsförderung für 100 qm jeweils ein Arbeitsplatz nachzuweisen. Für Logistikbetriebe ist dieser Wert niedriger (siehe Antwort zu 9.), da Logistikbetriebe durch Funktions-, Rangier- und Parkflächen einen besonders hohen Flächenbedarf haben. Die Ansiedlung von Logistikunternehmen sichert einen funktionsfähigen Warentransport und stärkt somit die Wettbewerbsfähigkeit Hamburgs im internationalen Standortwettbewerb.

11. Wurden in den letzten zehn Jahren Betriebe in Hamburg angesiedelt beziehungsweise erweitert, die den Richtlinien für die Anzahl von Arbeitsplätzen nicht entsprachen?
    a. Wenn ja, welche Betriebe waren das und wie viele Arbeitsplätze wurden dabei jeweils auf wie viel Fläche geschaffen?

Nein. Die Kriterien für die Anzahl der Arbeitsplätze für Gewerbe- und Logistikbetriebe bestehen als verwaltungsinterne Regelung zwischen allen Dienststellen in der FHH.

Anlage
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (SvB) am Arbeitsort (AO) nach Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 (WZ08) und der Berufsausbildung
Hamburg (Gebietsstand August 2008)
Zeitreihe, Gebietsstand August 2008
siehe unten verlinktes Originaldokument