SKA: Freibäder in Hamburg

Stephan Jersch

Sind die althergebrachten Freibäder mit großer Erholungsfläche überholt? Es hat den Anschein, dass der Senat das aus wirtschaftlichen Gründen so sieht.

20. Dezember 2019

 Schriftliche Kleine Anfrage
der Abgeordneten Stephan Jersch und Heike Sudmann (DIE LINKE) vom 12.12.2019
und Antwort des Senats
- Drucksache 21/19358 -

Betr.:    Freibäder in Hamburg

Das stadteigene Unternehmen Bäderland Hamburg GmbH ist der Auffassung, dass Freibäder nicht wirtschaftlich, das heißt gewinnbringend, zu betreiben seien. Die Bäderland Hamburg GmbH verfolgt seit vielen Jahren das Ziel, die bestehenden Freibäder mit großen Freizeit- und Liegeflächen zu schließen. Investitionen finden nicht statt und die Betriebs- beziehungsweise Öffnungszeiten sind stark eingeschränkt.
Die Bäderland Hamburg GmbH strebt sogenannte Kombibäder an, die ganzjährig mit einem kleinen Außenbecken und kleiner Freizeitfläche betrieben werden. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass herkömmliche Freibäder ein Naherholungsangebot für viele Menschen bieten.
Zum Ende der Saison 2020 soll das Freibad Wiesenredder in Rahlstedt geschlossen werden. Als Ersatz für das knapp 30 000 m² große Freizeitgelände mit einem 50 x 30 m Sommerbecken ist auf dem Gelände des Hallenbades Rahlstedt ein ganzjährig betriebenes Außenbecken von 25 x 17 m vorgesehen.
Das Freibad Aschberg in Hamm mit einer Liegefläche von 20 000 m² und einem Außenbecken von ebenfalls 50 m soll bereits 2020 abgerissen und durch ein sogenanntes Quartiersbad als kleines Hallenbad mit einem 20 x 7,50 m Becken ersetzt werden. Ein Außenbecken ist nicht vorgesehen.

Dies vorangeschickt frage ich den Senat:

Nicht nur in Hamburg, sondern auch bundesweit sind öffentliche Bäder unter Anwendung sozialverträglicher Eintrittspreise nicht kostendeckend zu betreiben. Dies gilt sowohl für Hallen- als auch für Freibäder. Gleichwohl gelingt es der Bäderland Hamburg GmbH (BLH), die Infrastruktur der Bäder in der Freien und Hansestadt Hamburg einschließlich der Sommerfreibäder kontinuierlich instand zu halten und bedarfsgerecht zu modernisieren.
Die Betriebs- und Öffnungszeiten der Freibäder variieren wetterabhängig von Jahr zu Jahr. Die Kernbetriebszeiten haben sich seit vielen Jahren nicht verändert.
Die sehr beliebten und ganzjährig nutzbaren Neu- und Erweiterungsbauten der letzten Jahre belegen, dass der attraktive und moderne Angebotsmix aus Hallen-, Frei- und Kombibädern mit auch weiterhin großzügigen Außenbereichen und Naherholungsmöglichkeiten erfolgreich ist.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der BLH wie folgt:

1. Wie hoch war die Besucher-/-innenzahl im Jahr 2019 in den Sommerfreibädern? Bitte einzeln und für die Kalenderjahre seit 2014 aufführen.

 

2014

2015

2016

2017

2018

2019

Aschbergbad

26.800

25.000

21.000

11.200

52.800

31.700

Freibad Marienhöhe

38.500

38.700

33.800

24.500

73.200

47.100

Freibad Neugraben

5.700

4.500

3.500

2.100

7.000

5.000

Freibad Osdorf

17.800

14.100

13.000

2.500

24.200

17.400

Freibad Rahlstedt

26.300

22.000

18.700

10.800

25.100

19.800

Stadtparksee

46.400

46.500

60.900

32.500

69.500

40.000

 

 

2. Wann nahmen die von Bäderland Hamburg GmbH betriebenen Freibäder im Jahr 2019 den Betrieb auf und wann wurde der Betrieb eingestellt? Bitte pro Freibad die Betriebszeit und die Anzahl der Betriebstage 2019 darstellen.

Bad

Betriebsstart

Betriebsende

Betriebstage

SFB Aschberg

13.06.2019

31.08.2019

50

GjFB Bille-Bad*

Ganzjährig

-

360

SFB Billstedt*

29.05.2019

01.09.2019

95

SFB Bondenwald*

29.05.2019

01.09.2019

95

GjFB Festland*

Ganzjährig

-

360

SFB Finkenwerder*

29.05.2019

01.09.2019

95

GjFB Holthusenbad*

Ganzjährig

-

360

GjFB Kaifu-Bad*

Ganzjährig

-

360

SFB Kaifu-Bad*

19.05.2019

01.09.2019

106

SFB Marienhöhe

13.06.2019

31.08.2019

50

GjFB MidSommerland*

Ganzjährig

-

360

SFB Neugraben

13.06.2019

31.08.2019

50

SFB Osdorfer Born

13.06.2019

31.08.2019

50

GjFB Parkbad*

Ganzjährig

-

360

SFB Rahlstedt

13.06.2019

31.08.2019

50

SFB Stadtparksee

13.06.2019

01.09.2019

50

SFB=Sommerfreibad

GjFB = Ganzjahresfreibad
* in Kombination mit einem Hallenbad

 

3. Mit der Begründung „witterungsbedingt“ wurden in der Saison 2019 an zahlreichen Tagen auch in den Hamburger Schulferien die Freibäder geschlossen beziehungsweise nicht geöffnet. An welchen Tagen fanden die zwischenzeitlichen Schließungen statt? Gab es weitere Schließungen aus anderen Gründen und wenn ja, welche? Bitte pro Freibad darstellen.

Die reinen Sommerfreibäder Aschberg, Marienhöhe, Neugraben, Osdorfer Born und Rahlstedt waren witterungsbedingt vom 3. bis zum 17.Juli 2019 geschlossen. Am 19.Juli 2019 waren die Freibäder aufgrund einer Streikmaßnahme im Rahmen der Tarifverhandlungen geschlossen.

 

4.    In der Drs. 21/16554 vom 26.03.2019 wird in Bezug auf das Bad Wiesenredder ausgeführt, dass es nur begrenzt und durchschnittlich 15 bis 20 Tage nutzbar sei.
a.    Wie ist das zu verstehen?
b.    Trifft diese Angabe auch auf andere Freibäder zu?

Erfahrungsgemäß herrscht im Laufe einer Sommersaison nur an ca. 15 bis 20 Tagen gutes Freibadwetter mit Temperaturen von über 25°C und Sonnenschein. Dies unterliegt jährlichen Schwankungen. Die Bäder sind dennoch betriebsbereit und an deutlich mehr als diesen durchschnittlich 15 bis 20 Tagen geöffnet. Die Besucherzahlen sind bei schlechterer Witterung aber  entsprechend geringer und liegen teilweise bei unter zehn Gästen pro Tag.
Diese Aussage trifft auf alle reinen Sommerfreibäder (ohne Hallenbad) zu.


5. Das städtische Unternehmen Bäderland Hamburg GmbH sieht sich mit den Freibädern im Wettbewerb zu Fitnessclubs und Hotels (siehe Drs. 21/18084 vom 27.08.2019). Die Bäderland Hamburg GmbH befürchtet bei einer Nennung der Betriebskosten für die jeweiligen Bäder, dass diese Information zu einer Angebotsoptimierung der Konkurrenz führen und sich somit negativ auf die Wettbewerbssituation der BLH auswirken würde. Befürchtet die Bäderland Hamburg GmbH, dass private Betreiber/
-innen Sommerfreibäder in Hamburg eröffnen?

Bereits heute gibt es in Hamburg eine Reihe privat betriebener Freibäder.

 

6.    Das Freibad Aschberg soll ebenfalls durch ein kleines Hallenbad ersetzt werden.
a.    Wie ist der Stand des Projekts „Osterbrookhöfe“?
b.    Liegt das Projekt im Zeitplan?


Das Bebauungsplanverfahren wurde durch Beschluss des Hauptausschusses der zuständigen Bezirksversammlung am 11. Juni 2019 und auf Basis der Grobabstimmung mit einem Scopingtermin am 17. Juni 2019 eingeleitet. Als nächster Schritt im Bebauungsplanverfahren erfolgt die Durchführung der öffentlichen Plandiskussion, die voraussichtlich zum Ende des ersten Quartals 2020 stattfinden soll.
Das Projekt liegt im Zeitplan.

c.    Wie ist der Stand des geplanten letter of intent?

Eine entsprechende Vereinbarung zwischen den Beteiligten befindet sich derzeit in der Abstimmung.

 

7.    Der Bereich des Aschberg-Geländes liegt in einer Landschaftsachse. Wie kann die geplante Bebauung mit 800 zusätzlichen Wohnungen, Jugendclub, Vereinsheim, Indoorsporthalle, Kita und den Kunstrasenplätzen verträglich für die Landschaftsachse umgesetzt werden?

Die geplanten 800 Wohnungen liegen außerhalb der Landschaftsachse. Auf dem Gelände des bisherigen Aschbergbades werden zukünftig weiterhin sportliche Nutzungen erfolgen. Zusätzlich sind zur Kompensation der Baukörper in der Landschaftsachse Aufwertungen in der Parkanlage Aschberg vorgesehen.

 

8.    Welche Erkenntnisse hat der Senat zur Bodenbeschaffenheit des Aschberg-Geländes?

Das Gelände insgesamt liegt auf einer großräumigen altlastverdächtigen Fläche, welche überwiegend in den 1920er Jahren mit Bodenmaterial aufgehöht wurde. Der zentrale sowie der östliche Bereich des Geländes liegt auf zwei Altlasten: Es handelt sich zum einen um den in den Jahren 1933 bis 1945 u.a. mit Bodenmaterial, Bauschutt und Hausmüll verfüllten Abschnitt des Südkanals und zum anderen um eine bis ca. 1968 teilweise darüber errichtete Hausmülldeponie (Aschberg). Im Rahmen der geplanten Neuordnung des Geländes finden derzeit weitere Bodenuntersuchungen statt. Das Gelände liegt zudem in einem Gebiet der Hamburger Elbmarsch, in dem natürliche organische Weichschichten im Untergrund vorhanden sind. Auf dem gesamten Gelände ist mit der Bildung von Bodengasen wie Methan und Kohlendioxid zu rechnen.