SKA: Kleine Logistik-Knotenpunkte in der FHH - Sachstand

Stephan Jersch

Bereits nach kurzer Zeit zeigt sich, dass die Paketzustellung per Lastenfahrrad oder zu Fuß nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch kostengünstiger ist. Dennoch ist die Methode noch nicht über das Probestadium hinaus gewachsen.

19. Juni 2018

Schriftliche Kleine Anfrage

der Abgeordneten Stephan Jersch und Heike Sudmann (DIE LINKE) vom 11.06.2018

Antwort des Senats

- Drucksache 21/13385 -


Betr.:    Kleine Logistik-Knotenpunkte in der FHH - Sachstand

Zuletzt in Drucksache 21/9857 vom 25.07.17 hat sich der Senat in Beantwortung einer Kleinen Anfrage u.a. mit so genannten Mikrohub-Standorten (das englische Wort „Hub“ steht u.a. für Knotenpunkt, Treffpunkt, Zentrum) befasst. Im Rahmen des im November 2016 gestarteten Projektes „SMILE“ (Smart Last Mile Logistics), einer Kooperation zwischen der Logistik-Initiative Hamburg (LIHH), der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI), verschiedenen Kurier-, Express- und Paketdienstleistern u.a. wurden diese Pilotprojekte gestartet, sollen logistische Aktivitäten gebündelt, weitere Ideen entwickelt werden.

Im Rahmen eines Modellvorhabens erprobt seit Jahren das Unternehmen UPS an vier Standorten alternative Liefermöglichkeiten auf der letzten Meile in der Hamburger Innenstadt. Im Mittelpunkt steht dabei die Belieferung und Abholung von Sendungen zu Fuß und/oder mit dem, teils zumindest gar elektrischem, Lastenrad. Ein weiteres Vorhaben befand sich Mitte 2017 in Vorbereitung.

Der Senat ging Mitte letzten Jahres davon aus, dass der Flächenbedarf für diese kleinen Logistik-Knotenpunkte steigen werde, da es zu wachsendem E-Commerce komme.
Das Stadtklima und die zukünftig u.a. im Luftreinhalteplan des Senats vorausgesagten Belastungen durch den Lieferverkehr erfordern, dass die Stadt massiv als Vorreiterin agiert, um Belastungen durch denselben schnellstmöglich zu reduzieren.

So ist fast ein Jahr später erneut der Sachstand in einem Teilbereich der Logistik nachzufragen.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

Der Senat beantwortet die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Logistik-Initiative Hamburg e. V. (LIHH) wie folgt:

 

1. Welche mikrohub-Projekte existieren in Hamburg derzeit an welchen Straßen bzw. Plätzen und in welchen Bezirken und durch welche Unternehmen? Bitte mit Größe des genutzten Platzes auflisten.

Bislang besteht das Modellvorhaben mit UPS im Bezirk Hamburg-Mitte. Dieses Projekt hat vier Standorte: Im Parkhaus am Steintwietenhof sowie im öffentlichen Raum in den Straßen Raboisen, Bei der Stadtwassermühle und Welckerstraße.

Für jeden der Mikrohubstandorte ergibt sich für die Abstellung der Wechselbrücke einschließlich des Be- und Entladebereichs ein Flächenbedarf von 32 m² (12,45 x 2,55 m).

 

2. Wie und wie oft werden diese Mikrohubs wie beliefert und mit welchen Verkehrsmitteln werden die dort gelagerten Güter weiterverteilt?

Die Mikrohubs werden einmal am Tag, am frühen Morgen, mit einem LKW mit Container als Wechselbrücke beliefert. Die Endzustellung vom Hub zum End-Kunden erfolgt durch Cargo Cruiser, Lastenrad oder Sackkarre.

 

3. Wer ist mit welchem Mittelaufwand an der Finanzierung der Mikrohubs beteiligt:

a. private Unternehmen (bitte einzeln mit jeweiligem Mitteleinsatz auflisten)

Dies ist der zuständigen Behörde nicht bekannt.

b. die Stadt Hamburg (bitte die jeweiligen Aufgabenbereiche/Produktgruppen angeben und ggfs. die Aufwendungen von städtischen Unternehmungen)

c. Bundesbehörden

d. andere (bitte einzeln mit jeweiligem Mitteleinsatz auflisten)?

Keine.

 

4. Welche Unternehmensberatungen sind im gesamten Bereich mikrohubs mit welchen beauftragten  Leistungserbringungen beteiligt und welche Geldmittel sind dafür geflossen bzw. vereinbart? Bitte auflisten.

Die Beratungsleistung zur Erstellung des Gutachtens „Last Mile Logistics Hamburg – Innerstädtische Zustelllogistik“ durch die HSBA Hamburg School of Business Administration in Höhe von 136.850 € inkl. Mehrwertsteuer sind von der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) getragen worden.

 

5. Im Rahmen von SMILE wurde 2017 u.a. in Arbeitsgruppen gearbeitet zu neuen Zustellpunkten und -prozessen und Logistikkonzepten. Welche Zwischenergebnisse aus Projekten liegen vor und wo sind sie ggf. veröffentlicht worden?

Zu den verschiedenen Konzeptbausteinen sind erste Ansätze erarbeitet. Zum Beispiel wird in Kooperation mit der Universität Leipzig herausgearbeitet, ob und wie ein virtueller Marktplatz in einem Hamburger Modellquartier aufgesetzt werden kann. Erste neutrale Paketstationen sind in einer Kooperation von der Drogeriekette DM und Parcellock in bzw. vor den Drogeriemärkten aufgestellt worden. Beim Zustellroboter wird nach der erfolgreich begleiteten Probephase nun bei einer Ausnahmegenehmigung für einen unbegleiteten Modellversuch unterstützt.
Bisher wurden noch keine Zwischenergebnisse veröffentlicht.

 

6. Welche weiteren Modellprojekte sind daraus wann und wo ggf. gefolgt? Bitte auflisten.

Um herauszufinden, wo die aktuellen Bedarfe der Bezirke sind, führt die BWVI zusammen mit der LIHH zurzeit Gespräche mit den Bezirken. Anschließend sollen ggf. weitere Modellprojekte installiert werden.

 

7. Darüber hinaus beschäftigte man sich im Rahmen von SMILE mit dem alternativen Transportträger Fahrrad. Welche Zwischenergebnisse dazu liegen vor und wo sind sie ggf. veröffentlicht worden?

Im Gutachten „Last Mile Logistics Hamburg – Innerstädtische Zustelllogistik“ wurde durch die HSBA Hamburg School of Business Administration der Einsatz von alternativen Zustellfahrzeugen, u.a. auch Lastenrädern, zur Feinverteilung evaluiert. Das Ergebnis ist, dass Lastenräder auf der letzten Meile schneller, flexibler und deutlich umweltfreundlicher sind und die Betriebskosten über die gesamte Nutzungsdauer deutlich geringer sind, als bei konventionellen Transportern.

 

8. Welche Geldmittel sind seitens der Stadt in Projekte mit dem Transportträger Fahrrad geflossen und welche Projekte wurden gefördert?

Keine.

 

9. Mitte 2017 lag nach Aussage des Senats eine Anfrage in Bearbeitung bei der Sprinkenhof GmbH (SpriG) für die Anmietung von Flächen für sogenannte Mikro-Depots. Wie ist dazu der Sachstand und gab bzw. gibt es weitere Anfragen zu öffentlichem Grund bzw. der Nutzung öffentlicher Gebäude im Besitz der SpriG?

UPS hat im Parkhaus Steintwietenhof, zu marktüblichen Preisen eine Teilfläche angemietet. Weitere Anfragen zu der Nutzung öffentlicher Flächen oder Gebäude im Besitz der Sprinkenhof GmbH sind der zuständigen Behörde nicht bekannt.