SKA: Verlust von Wasserflächen im Baakenhafenbecken

Stephan Jersch

Die diversen Umgestaltungen im Bereich der Tideelbe haben zwar einen berechenbaren Einfluss auf den Flutraum des Flusses, wie sie den Tidenhub und das Ausmaß der notwendigen Unterhaltungsbaggerungen beeinflussen, kann zumindest im Vorhinein kaum abgesehen werden.

22. Mai 2018

 Schriftliche Kleine Anfrage
der Abgeordneten Stephan Jersch und Norbert Hackbusch (DIE LINKE) vom 14.05.2018
und Antwort des Senats
- Drucksache 21/13018 -


Betr.: Verlust von Wasserflächen im Baakenhafenbecken

Am 5. Mai 2018 wurde mit viel Aufwand der 1,6 ha große Baakenhafenpark eröffnet.

Im Hamburger Abendblatt vom 4. Mai 2018 heißt es dazu: „23.000 Lkw-Ladungen Schlick waren nötig, um eine künstliche Halbinsel im Baakenhafenbecken zu modellieren.“

Aus Luftbildern lässt sich ablesen, dass ein großer Teil der neuen Grünfläche zu Lasten der vormaligen Wasserfläche geschaffen worden ist. Diese Fläche ist zwar im Verhältnis zur Gesamtwasserfläche klein, steht jedoch in einer Reihe mit anderen Verlusten von Wasserflächen.

Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat:

Der grüne Baakenpark im Quartier Baakenhafen und Elbbrücken erfüllt verschiedene Funktionen. Er ist Spielort von Kleinstkindern bis hin zu Jugendlichen und Erholungsort und Treffpunkt auch für Erwachsene. Gerade für die Kinder in den 3.600 Wohnungen und die Kindergärten ist die Zentralität seiner Lage außerordentlich bedeutsam.

Der Baakenpark und die Baakenbrücke binden die Wohnlagen an der Versmannstraße an und schaffen eine deutliche Verbesserung der Wohnumfeldqualität. Gleichzeitig ist mit der Entwicklung flacher Uferböschungen ein erheblicher ökologischer Zusatznutzen erzeugt worden, sodass auch keine Ausgleichsmaßnahmen notwendig waren. Damit ist die Entwicklung des Baakenparks in Lage und Konzeption städtebaulich vorteilhaft.

Die vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der HafenCity GmbH und der Hamburg Port Authority AöR (HPA)wie folgt:

 

1. Warum ist die Grünanlage nicht auf der vorhandenen Landzunge angelegt worden?

Auf der Halbinsel lässt sich das Konzept des Baakenparks räumlich durch die notwendige Straßenerschließung nicht integrieren. Die Funktionen des Baakenparks wiederum lassen sich aufgrund der verschiedenen Anforderungen, wie in der Vorbemerkung erläutert, schon aufgrund der Lage nicht darstellen, da der Standort peripher zu den Wohnanlagen liegt und damit seine grüne räumliche Integrationsfunktion nicht erfüllen kann. Auch die anderen Vorteile des Baakenparks werden an dieser Stelle nicht realisiert.

 

2. Wie groß ist die vormalige Wasserfläche, die im Baakenhafen zugeschüttet worden ist und jetzt zur Grünanlage umgestaltet wurde?

Rund 1,6 ha.

 

3. Mit welchem Material wurde die Aufschüttung im Baakenhafenbecken vorgenommen? Bitte Art und Herkunft auflisten.

Die Aufschüttung erfolgte durch die wasserseitige Anlieferung von Sanden aus der Unterhaltungsbaggerung in der Norderelbe.

 

4. Ist von dem in Kreetsand entfernten Material etwas zur Verfüllung von Hafenbecken eingesetzt worden? Wenn ja, welche Menge Materials?

Nein.

 

5. Wie viel Flutraum ist im Baakenhafen durch diese Zuschüttungen verloren gegangen?

6. Wie groß ist der Verlust dieses Flutraums im Verhältnis zu dem in Kreetsand neu geschaffenen Flutraum?

Im Baakenhafen (Halbinsel und Baakenhafenkopf) wurden insgesamt rund 4 ha Wasserfläche zugeschüttet, denen rund 30 ha neugeschaffener Flutraum im Kreetsand gegenübersteht.

 

7. Wo ist die Wirkung von Flutraum auf das tidal pumping höher? Im Hafen oder in Kreetsand?

Die Wirkung der beiden genannten Bereiche ist grundsätzlich ähnlich. Entscheidend für die Wirkung sind Faktoren wie die Art der Anbindung, die Gestaltung des Gebiets oder die Lage zum Strom.

 

8. Welche weiteren Flutraumverluste in Tidegewässern sind in den letzten zehn Jahren entstanden?

Zusätzlich sind rund 5 ha Flutraumverlust im Bereich des Hafens entstanden (Steinwerder Hafen, Veringkanal).

 

9. Welche Zuschüttungen in welcher Größe sind im Baakenhafen und weiteren Tidegewässern in der Zukunft geplant?

Im Baakenhafen sind keine weiteren Geländeveränderungen für Wasserflächen mit Landverfüllung geplant. Im Bereich des Hamburger Hafens ist derzeit das Projekt Westerweiterung mit einem Flutraumverlust von 5,5 ha planfestgestellt. Des Weiteren ist im Rahmen der Flächenvorbereitung Steinwerder Süd die Verfüllung des Oderhafens beabsichtigt, die jedoch durch den gleichzeitigen Teilrückbau der Höftspitzen am ehemaligen Roß- und Hansaterminal teilweise oder sogar vollständig durch neuen Flutraum kompensiert würde. Eine Variantenfestlegung ist noch nicht erfolgt.

 

10. Welche Änderungen des Tidehubs werden vom Senat erwartet bzw. sind messbar eingetreten durch die Verfüllung im Baakenhafen, die Öffnung der Kreetsander Bucht und bei den unter 8. und 9. genannten Projekten?

Der tatsächliche Tidenhub ist das Resultat vielfältiger, sich überlagernder Einflussfaktoren (siehe Antwort zu 7.). Die Messergebnisse lassen sich daher nicht einzelnen Projekten zuordnen. Durch den Bau des Flachwassergebiets Kreetsand werden 2-3 cm Tidenhubreduzierung erwartet. Bei der „Westerweiterung“ wird rund 1 cm Tidenhubanstieg erwartet. Für die Maßnahmen im Steinwerder Hafen und im Veringkanal wurde ein Tidenhubanstieg von insgesamt rund 0,2 cm prognostiziert. Lage- und flächenbedingt sind die Auswirkungen der Eingriffe im Baakenhafen vernachlässigbar.

 

11.  Wie und wo wurden und werden Eingriffe ausgeglichen, die den Tidehub verstärken?

Der formale Ausgleich für Hafenentwicklungsprojekte erfolgt nach §6 HambBNatSchG. Demnach werden 7,50 €/m² beseitigter Wasserfläche als Ersatzzahlung an die Stiftung Lebensraum Elbe gezahlt, die damit Projekte zur Verbesserung der Ökologie der Tideelbe plant und umsetzt. Daneben gibt es die freiwillige Maßnahme Kreetsand.

 

12. Von welchen Kosten pro cm Tidenhub-Minderung geht der Senat nach den Erfahrungen mit dem 65 Mio € Projekt Kreetsand aus?

Die Kosten tidehubmindernder Maßnahmen lassen sich nicht pauschal in der erfragten Form beziffern, da sie von variierenden maßnahmenspezifischen Faktoren, wie etwa dem Projektdesign, den Eigentumsverhältnissen und den Bodeneigenschaften, abhängen.

 

13. Wie fließen diese Kosten in Entscheidungen über Maßnahmen ein, die einen negativen Effekt auf den Tidenhub haben?

Maßnahmen werden grundsätzlich unter Abwägung aller relevanten Belange entwickelt, u.a. dem Einfluss auf den Tidenhub. Die Minimierung negativer Effekte ist dabei ein grundsätzlich Ziel, die Ergebnisse der Planung sind allerdings Einzelfallentscheidungen.

 

14. Von welchen Kosten pro cm Tidenhub für zusätzliche Unterhaltungsbaggerungen geht der Senat nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre aus? (Bitte Tidenhub und Kosten der letzten fünf Jahre darstellen)

Die Unterhaltungsbaggermengen und deren Kosten sind das Ergebnis vielfältiger, sich überlagernder Einflussfaktoren, insbesondere des Oberwassers und der Verbringpfade. Der kostenseitige Einfluss pro Zentimeter Tidenhub lässt sich daher nicht pauschal beziffern. Zwischen der Entwicklung von Tidehub und Unterhaltungskosten eine direkte kausale Korrelation herzustellen, ist fachlich nicht möglich.