Fachkräftemangel in Klimaberufen – handfeste Ergebnisse fehlen immer noch!

Auch im Bereich der Klimaschutz fehlt es an Fachkräften. Nicht erst seit gestern. Was man dagegen tun kann und welche Maßnahmen gegen diesen Mangel wirksam sein könnten, darüber wollte Rot-Grün - auch auf Nachfragen der Linksfraktion - in der Bürgerschaft in Verbindung mit einem Senats-Bericht debattieren. Wegen "Zeitmangel" fiel das aus - handfeste Ergebnisse fehlen immer noch! Es besteht dringlicher Handlungsbedarf, meint Stephan Jersch.

Der Senat nimmt Stellung1 – zum Fachkräftemangel, einem Antrag von Rot-Grün2 und eigentlich wollten die Grünen dazu eine Debatte in der Bürgerschaft führen. Die Debatte entfiel leider aus Zeitgründen. Trotzdem sei an dieser Stelle ein Blick auf die Regierungsbilanz zur Behebung des Fachkräftemangels geworfen.

Die Stellungnahme des Senats kam im Dezember, mit einem Jahr Verspätung und trotz der heftig langen Nachspielzeit, die der Senat sich für seine Antwort gegönnt hat, ist die Bilanz nicht allzu aufmunternd.

Der Antrag von SPD und Grünen aus dem Dezember 2021 war eigentlich nur die Aufforderung an den Senat die, nach Lesart von Rot-Grün, erfolgreiche Politik weiterzuführen und hie und da zu intensivieren. Zwei Jahre später liegt nun die Bilanz des ‚Weiter so‘ vor.

Natürlich ist es richtig analysiert, dass der Fachkräftemangel, insbesondere in den klimarelevanten Berufen, ein Bremsklotz für die Klimaneutralität Hamburgs ist. 2023 fehlten bundesweit 40.000 Auszubildende und 360.000 Arbeitskräfte. Die Lage ist unvermindert dramatisch. Und es passiert tatsächlich etwas in Hamburg. Die Frage ist jedoch: ist das zielführend und ergebnisorientiert? Daran lässt der Senatsbericht deutlich zweifeln. 12 Berichtsseiten, zwei Jahre nachdem schon (nach eigener Darstellung) erfolgreich gearbeitet wurde, füllen sich mit Netzwerken, Runden Tischen, PR-Kampagnen und Schnupperkursen. Hinzu kommen Prüfaufträge und Ausblicke in die Zukunft. Dass das nicht ergebnisorientiert ist, zeigen die fehlenden Ziel- und Erfolgsindikatoren und konkrete Zahlen liefert hauptsächlich nur die Handwerkskammer. Einige der Zahlen deuten auch darauf hin, dass der Bericht zum Weichspülen länger in der Senatsbank seine Runden gedreht hat, insbesondere, dass die Zahlen der Handwerkammer nicht bis zu Jahresende fortgeführt wurden.

Die Frage nach dem konkreten Resultat auf dem Arbeitsmarkt beantwortet die Drucksache nicht und der demografische Wandel taugt auch nur bedingt zur Erklärung der Misere. Das Betonen der Zukunftsfähigkeit und Wichtigkeit von Klimaberufen überzeugt nur bedingt, wenn Arbeitsbedingungen und Bezahlung nicht attraktiv sind. In Hamburg dauert die Stellenneubesetzung 20 Prozent länger als im Bundesdurchschnitt – auch das muss seine Gründe haben. Der Senatsantwort fehlt über diese Feststellung hinaus jedweder Erklärungsversuch dafür.

Gegenüber der Situation von vor Corona hat sich an den Ausbildungszahlen nach Informationen der Handwerkskammer nicht viel geändert, allerdings erwähnt der Senatsbericht derart konkrete Zahlen nicht. Bestenfalls stagniert die Zahl der Ausbildungsverträge und die Entwicklung der Ausbildungsvergütung in den Klimaberufen kommt schon fast dem Klatschen vom Balkon nahe. Dachdecker und Dachdeckerinnen, Anlagenmechaniker und Anlagenmechanikerinnen hinken weit hinter der Inflation hinterher. Tarifautonomie hin oder her, darauf wird senatsseitig nicht eingegangen. Zumindest eine politische Willenserklärung wäre nicht zu viel verlangt.

Ein Stück weit scheint auch Rot-Grün dem Misserfolg Tribut zu zollen und hat zumindest für die Projektierung und den Betrieb von Solaranlagen auf öffentlichen Flächen eine eigene Tochtergesellschaft gegründet. Das verringert zwar nicht den Fachkräftemangel, lagert aber Tätigkeiten aus. Zuversicht in den Erfolg der eigenen Bemühungen jedenfalls sieht anders aus.

 

1www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/85931/stellungnahme_des_senats_zu_dem_ersuchen_der_buergerschaft_vom_19_januar_2022_fachkraefteoffensive_klimaberufe_installierendes_handwerk_fuer_waermepum.pdf

2www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/78288/fachkraefteoffensive_klimaberufe_installierendes_handwerk_fuer_waermepumpen_und_fotovoltaik_staerken.pdf