Am Personal gespart und vom Pandemieende überrascht! Luftverkehr leidet unter schlechter Planung

Der Senat setzt beim Luftverkehr in Hamburg auf ein klares „Weiter so“ nach der Corona-Pause. Der teilprivatisierte Flughafen ist mit dem Wiederaufleben des Luftverkehrs erneut zur Ursache für Beschwerden geworden. Ob nächtliche Start und Landungen, lange Schlangen bei den Sicherheitskontrollen oder das Gepäckchaos – vieles davon erinnert an die Situation aus dem Jahr 2018, als in Hamburg ein Luftfahrtgipfel zusammentrat, um Lösungen für das damalige Chaos zu finden. Die jetzige Situation macht den Eindruck, dass die damaligen Lösungen nicht nachhaltig waren und die Luftfahrtpause 2020/2021 nicht überlebt haben.

  • Die Schriftliche Kleine Anfrage „Zurück auf Start: Flugverspätungen, Wartezeiten, Nachtflüge – alles wieder wie gehabt?“ (Drs. 22/8681) ist hier als PDF online.

Die unvollständige Antwort des Senats auf die Schriftliche Kleine Anfrage „Zurück auf Start: Flugverspätungen, Wartezeiten, Nachtflüge – alles wieder wie gehabt?“ (Drs. 22/8681) lässt wenig Hoffnung darauf, dass sich die Situation für die Anwohnerinnen und Anwohner, die Flugpassagiere und die vom Fluglärm im Umkreis Betroffenen wirklich ändern wird.

Besonders ärgerlich ist die Erkenntnis, dass der Luftverkehr vom Senat zwar als öffentliche Daseinsvorsorge betrachtet wird (das ist eine Einschätzung, die ich für einen Kernbereich des Luftverkehrs teile), jedoch wurden aber in diesem Bereich während der Pandemie massiv Arbeitsplätze abgebaut. Für die im Jahr 2018 kritisierte Personalausstattung der Deutschen Flugsicherung GmbH (DFS) werden mit Verweis auf Betriebsgeheimnisse Informationen verwehrt und die Personalentwicklung bei den Sicherheitskontrollen darf nur der Bundestag erfragen. Hinzu kommt, dass öffentliche Unternehmen wie die Aviation Handling Services GmbH (AHS) nicht mit berichtet werden, obwohl sie z. B. für die Gepäckermittlung zuständig ist. Trotzdem wird deutlich, dass es einerseits keine realistische betriebswirtschaftliche Einschätzung zur Entwicklung des Luftverkehrs gab und andererseits die Personalpolitik der städtischen Unternehmen am Flughafen nicht auf Beschäftigtenbindung, sondern auf Kosteneinsparungen ausgerichtet ist.

Eine der Folgen sind seit April geradezu explodierende Flugverspätungen mit Starts und Landungen nach 23 Uhr und immer noch sind die Ursachen auch die, die schon 2018 da waren – und das bei weniger Personal und einer offensichtlich organisatorisch schlecht aufgestellten Sicherheitskontrolle. Da ist vom Kofferchaos noch keine Rede.

Das Dilemma der Stadt ist, dass öffentliche Daseinsvorsorge und privatwirtschaftliche Interessen nur selten deckungsgleich sind. Die Teilprivatisierung des Flughafens war ein Fehler und muss rückgängig gemacht werden. Zumindest die norddeutschen Bundesländer benötigen eine gemeinsame Luftfahrtpolitik. Das norddeutsche Luftverkehrskonzept muss auf einen aktuellen und den Anforderungen des Verkehrs, der Lärmbelastung und des Klimas angepassten Stand gebracht werden.