SKA: Historisches Filmarchiv

Stephan Jersch

Fast 5.200 Bewegtbild- und Tonträger lagern im Hamburgischen Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI). Mitte 2017 sollen die Planungen zur Digitalisierung dieses stadtgeschichtlichen Archivs abgeschlossen und die Digitalisierung beauftragt sein.

27.01.2017

Schriftliche Kleine Anfrage
des Abgeordneten Stephan Jersch (DIE LINKE) vom 19.01.17
und
Antwort des Senats

Betr.: Historisches Filmarchiv

Beim Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) werden seit 1957 Filme zur stadthistorischen Entwicklung archiviert. Nach Angabe auf der Internetseite hamburg.de bilden circa 150 Filme den Grundstock der Sammlung. Das LI hat sich die Aufgabe gestellt, Aufnahmen „aus dem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben der Stadt zu sammeln, zu bewahren, zu erhalten, zu ordnen, zu katalogisieren und zu erschließen und der Benutzung zugänglich zu machen.“ Dabei sollen Aspekte des stadthistorischen Alltagslebens im Vordergrund stehen.

Die Filme und Videoaufzeichnungen sind auf verschiedenen analogen und digitalen Datenträgern archiviert. Nach den Allgemeinen Geschäftsbedingungen ist eine entgeltliche Nutzung für Dritte möglich.

Dazu frage ich den Senat:

1. Wie viele Filme und Videoaufzeichnungen beinhaltet das Historische Filmarchiv? Bitte Titel und Jahr der Aufnahme und das jeweilige Format aufführen.

Insgesamt umfasst der Bestand 5.195 Filme und Tonträger, die als Originaldokument oder als Kopie vorliegen:

Anzahl der Film- und Tonträger des Historischen Filmarchivs

FormatTitel (Originaldokumente)Kopien
32 mm Film1.8112.116
35 mm Film671611
35 mm stumm221161
U-Matic392370
VHS1.1651.252
Beta264240
Digi Beta7035
Tonarchiv410410
Gesamt:5.0045.195

Quelle: Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI)

Eine elektronische Liste mit allen knapp 5.200 Titeln existiert nicht. Eine händische Erfassung der Titel ist in der für die Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich.

Die Filmdokumente sind in einem als Buch gebundenen Archivkatalog aufgeführt und im Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) zugänglich. Bei der verfügbaren Ausgabe handelt es sich um die 3. Auflage aus 1999 des Landesmedienzentrums Hamburg, Medienarchiv Film. Der Katalog umfasst 315 Seiten.

 

2. Wie viele Filme oder Videoaufzeichnungen sind seit 2010 in das Filmarchiv aufgenommen worden? Bitte Titel und Jahr der Aufnahme und das jeweilige Format aufführen.

Es sind seit 2010 keine Titel neu aufgenommen worden.

 

3. Welche Kriterien liegen vor, damit eine Film- beziehungsweise eine Videoaufzeichnung in das Historische Filmarchiv aufgenommen wird und wer entscheidet darüber?

Bei den archivierten Aufnahmen handelt es sich um solche, die aus dem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben der Stadt Personen, Orte, Ereignisse oder Zustände so wiedergeben, dass den Aufzeichnungen Quellenwert zukommt. Archiviert werden 8, 16, 35 mm Filme, sowie Videoaufzeichnungen in den Formaten DigiBeta, BetacamSP, U-Matic, VHS und DVD.

 

4. Bei wie vielen der archivierten Filme und Videoaufzeichnungen liegen die Rechte bei der Freien und Hansestadt Hamburg beziehungsweise für wie viele Filme liegen die Rechte möglicherweise bei Privatpersonen, Organisationen oder Unternehmen? Bitte aufschlüsseln nach Filmtiteln.

Bei 227 Filmen und 39 Videos liegen die Rechte bei der Freien und Hansestadt Hamburg. Dies entspricht 5,3 Prozent aller Titel. Diese Titel sind der beigefügten Medienstatistik zu entnehmen, siehe Anlage. Die Lizenzinhaber von circa 70 Prozent der Filme sind unbekannt, weil ein Großteil der Archivbestände aus Schenkungen von Privatpersonen stammt und dem LI ohne Angaben zu Lizenzinhabern überlassen wurde. Die sonstigen Rechteinhaber sind Filmproduzenten, Firmen oder auch Privatpersonen.

Eine Übersicht hierüber führt das LI derzeit nicht. Eine händische Erstellung ist im Rahmen der zur Beantwortung einer Parlamentarischen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. Im Rahmen des geplanten Projektvorhabens zur digitalen Sicherung des Filmarchivs (siehe Antwort zu 6.) wird eine solche Übersicht erstellt werden.

 

5. Wie viele
a) Sichtungen (außerhalb und innerhalb des LI),
b) Einräumungen von Nutzungsrechten für eine einmalige Verwendung,
c) Kopiervorgänge (von 16mm auf VHS im LI) und d) Nutzungen von Tondokumenten gab es jeweils durch private beziehungsweise institutionelle Nutzer und Nutzerinnen seit 2010? Bitte nach Nutzergruppen, Jahren und den generierten Einnahmen aufschlüsseln.

Die erfragten Daten werden im LI nicht statistisch erfasst und lassen sich nicht nachträglich ermitteln. Aus der nachstehenden Übersicht ergibt sich die Anzahl der insgesamt angefallenen Geschäftsvorfälle anhand der Anzahl der Rechnungen und der damit zusammenhängenden Einnahmen (Lizenz- und Verleihgebühren):

JahrAnzahl RechnungenEinnahmen in Euro
2010439.169,72
2011278.555,74
2012344.948,79
20134614.720,99
2014248.583,79
2015204.268,63
2016234.522,98
Insgesamt21754.770,64

Quelle: Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI)

 

6. Ist eine Digitalisierung der Bestände des Historischen Filmarchivs beabsichtigt?
a) Wenn ja: Welche Pläne liegen vor?
b) Wenn nein: warum nicht?

Ja. Das Vorhaben einer Digitalisierung zum Zwecke der Sicherung des hamburgischen Filmerbes ist in Vorbereitung. Dies geschieht in Form eines Projekts und im Zusammenwirken mit der für die eCulture Agenda 2020 zuständigen Kulturbehörde unter fachlicher Unterstützung der Kinemathek Hamburg und dem Hamburgischen Zentrum für Filmforschung e.V. Zurzeit werden die erforderlichen Arbeitsschritte inklusive einer Sichtung und Prüfung der Filmbestände zur Festlegung technischer und thematischer Prioritäten vorgenommen. Eine Beauftragung zur Digitalisierung soll voraussichtlich Mitte 2017 erfolgen.

 

7. Welche Kostenschätzung liegt für die vollständige Digitalisierung vor und von wann ist diese Schätzung? Welche Kosten sind bereits im Haushalt dafür eingeplant?

Eine vollständige Kostenschätzung liegt noch nicht vor. Die Kulturbehörde stellt dem LI zunächst projektgebundene Mittel von bis zu 100.000 Euro für das Jahr 2017 für die Digitalisierung bereit.

Im Übrigen sind die Planungen der zuständigen Behörden noch nicht abgeschlossen.