Der länderübergreifende Biotopverbund wirkt hoffentlich trotz handwerklicher Fehler
Rede zur 147. Änderung des Landschaftsprogramms für die Freie und Hansestadt Hamburg - Umsetzung des länderübergreifenden Biotopverbundes in Hamburg (Senatsantrag)
Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg - 21. Wahlperiode - 94. Sitzung am 27. Februar 2019
Stephan Jersch DIE LINKE: Herr Präsident, meine Damen und Herren! Dann fange ich auch einmal mit den Streicheleinheiten an: Es ist ein gutes, es ist ein wichtiges und es ist ein richtiges Projekt, die Schaffung des länderübergreifenden Biotopverbunds. Nichtsdestotrotz hat sich der Senat bei der Umsetzung mit Sicherheit nicht schuldig gemacht, irgendein Tempolimit durchbrochen zu haben, er hat sich ausreichend Zeit genommen. Aber lieber langsam als gar nicht. Und dennoch hat man an der einen oder anderen Stelle dann schon das Gefühl, dass der Wetterbericht für den Biotopverbund von breitflächigen rosaroten Nebeln redet, begleitet von Harfenklängen für die bessere Vermarktung.
Wo hakt es unserer Meinung nach bei dieser Umsetzung? Zum einen: die Absicherung der Flächen. Sie sind zum Teil nur planerisch gesichert, zum Teil rechtlich gesichert, allerdings rechtlich light, denn die Landschaftsschutzgebiete, und immerhin 50 Prozent derer Flächen fließen dort hinein, haben einen Schutzstatus, der nicht die Schutzgüte von Naturschutzgebieten aufweist und das Verbandsklagerecht für die Naturschutzverbände kann in ihnen auch nicht geltend gemacht werden. Weiterhin ist die Umwandlung eines Landschaftsschutzgebietes in Bauerwartungsland weit einfacher zu erreichen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Ausschuss selbst, und ich weiß nicht, ob das ein Kollateralschaden der Darstellung war oder nur Ehrlichkeit, wurde gesagt, ökologisch nicht wichtig - oder umgekehrt - sei die Hälfte der Landschaftsschutzgebiete. 7 500 Hektar in Hamburg sind ökologisch nicht wichtig - ich höre die Sektkorken bei der BWVI und der BSW geradezu knallen. Und wenn man dann auch noch auf Einzelprojekte wie die Vollhöfner Weiden guckt, wo die Verbundgrenze letztendlich mit der Kettensäge gezogen worden ist, dann kann man nur sagen, da bleibt nur noch ein Alibikorridor übrig, der zugunsten von nicht spezifizierten Logistikbedarfen zum Teil eben eingeengt wird. Dieser Kotau vor HPA und BWVI ist wirklich ökologisch nur schwer zu ertragen.
(Beifall bei der LINKEN)
Es gibt noch eine ganze Reihe von Einzelpunkten. Allein angesichts der gestrigen Vorstellung des Masterplans Oberbillwerder finde ich die schmissigen Biotopverbundslinien, die dort eingezeichnet worden sind, schon richtig spannend: Eine Fahrradbrücke über die Bahnstrecke Berlin-Hamburg zum Beispiel als sonstige Verbindung zum Artenaustausch, das hat schon was, an das ich nie denken würde und das ich mir nicht vorstellen kann.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich denke, die Hoffnung auf die Wirksamkeit trotz aller handwerklichen Fehler, die hier sicherlich drin sind, bleibt bestehen. Ich hoffe, der Plan übersteht die Realitätsprüfung im Großen und Ganzen für seine Zielsetzung, und deswegen werden wir ihm natürlich auch zustimmen. - Danke schön.
(Beifall bei der LINKEN)