Ahorn vs. U4 – Es kann nur einen geben! Wirklich?

Stephan Jersch

Wie soll der massive Verlust an teils wertvollen Bäumen bei Weiterbau der U4 auf der Horner Geest ausgeglichen werden?

12. Oktober 2018

Schriftliche Kleine Anfrage
des Abgeordneten Stephan Jersch (DIE LINKE) vom 04.10.2018
und Antwort des Senats
- Drucksache 21/14530 -


Betr.:    Ahorn vs. U4 – Es kann nur einen geben! Wirklich?

Die projektierte Ausfädelung der U-Bahn-Linie U4 an der Station Horner Rennbahn mit zwei neuen U-Bahnstationen auf der Horner Geest geht nach den vorliegenden Planungen mit tiefen Einschnitten durch Bauarbeiten in das Stadtgrün einher.
In der Variantenbetrachtung zur Realisierung der Fortführung der U4 wurden sowohl die offene Bauweise wie der Schildvortrieb betrachtet. Die Manshardtstraße zeichnet sich bisher durch einen dichten Bewuchs mit Straßenbäumen (Ahorn) aus, dem in zweiter Reihe weitere Bäume folgen.
Bei der offenen Bauweise werden laut Variantendarstellung vom März 2017 333 Bäume im Abschnitt 2 (ab Hermanntal) der Planung gefällt, davon 107 als 'wertvoll' bis 'besonders wertvoll' kategorisiert. Im Schildvortrieb sinkt die Anzahl der Fällungen auf 197, davon 54 im Bereich 'wertvoll' bis 'besonders wertvoll'. Nach den Planfeststellungsunterlagen (Anhang 18.04) sind nunmehr 769 Bäume bei der Realisierung der U4-Ausfädelung zu fällen. Das ist dann innerhalb eines Jahres eine Verdoppelung der Maximalzahlen von zu fällenden Bäumen. Selbst unter der Prämisse, dass sich die Darstellung vom März 2017 lediglich auf den Abschnitt 2 bezog und die darüber hinaus als notwendig angesehenen Fällung verschwiegen wurden, ist in den Unterlagen vom Juni der Abschnitt 2 mit 555 Fällungen aufgeführt.
Den aktuellen Unterlagen ist ebenso zu entnehmen, dass in keinem der drei Planungsabschnitte die Anzahl der (späteren) Baumpflanzungen die der Fällungen erreichen wird.


Der Senat arbeitet kontinuierlich am Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) mit dem Ziel mehr Alternativen zur Mobilität der Hamburger Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Ein umfang-reiches Angebot im Rahmen des ÖPNV soll einen nachhaltigen Anreiz für viele Hamburgerinnen und Hamburgern, den Umstieg vom PKW auf andere Verkehrsmittel wahrzunehmen, gewährleisten. Durch den Ausbau des Schnellbahnsystems ergeben sich im Besonderen auch Vorteile für die Umwelt.

Es ziehen immer mehr Menschen nach Hamburg Horn und die angrenzenden Stadtteile. Mit der Ver-längerung der U4 auf die Horner Geest werden 13.000 Anwohnerinnen und Anwohner eine der beiden neuen Haltestellen entlang der Manshardtstraße demnächst fußläufig erreichen können. Unter anderem die Großwohnsiedlung an der Dannerallee wird somit erstmals an das Schnellbahnnetz angeschlossen werden. Darüber hinaus profitieren künftig auch viele Bewohnerinnen und Bewohner der Wohngebiete in Jenfeld, Billstedt und Wandsbek von der neuen U-Bahn. Die heute schon stark frequentierten Busse werden durch eine U-Bahn entlastet werden. Die Verlängerung der U4 in Hamburg Horn ist ein wichtiger Beitrag zur Attraktivitätssteigerung des Stadtteils.   

Aus bau- und sicherheitstechnischen Gründen ist die Verlängerung der U4 zur Horner Geest nur im offenen Bauverfahren sinnvoll möglich. Für einen Großteil des Tunnelbauwerks gibt es hierzu keine Alternative. Nach Fertigstellung der Maßnahme wird die Manshardtstraße neu gestaltet: Es werden neue, breite Fußwege entstehen und auch die Fahrradwege werden attraktiver und sicherer gestaltet. Selbstverständlich werden Bäume nachgepflanzt und die Manshardtstraße wird in Zukunft wieder eine grüne Allee sein.

Die Planungen für die U4 wurden von einem öffentlichen Beteiligungsverfahren der Hamburger Hoch-bahn AG begleitet. In zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen konnten sich alle Interessierten nicht nur über die Planungen informieren, sondern sich auch aktiv daran beteiligen. So sind Verbesse-rungsvorschläge der Bürgerinnen und Bürger in die Planungen eingeflossen, wie z. B. ein zusätzlicher Aufzug an der neuen Haltestelle Horner Rennbahn. Dieses Angebot, aktiv am Planungsprozess mitzu-wirken, geht weit über die gesetzlichen Vorschriften zur Beteiligung an solchen Vorhaben hinaus.

Auf der Grundlage von Umweltgutachten im Zuge des formalen Planfeststellungsverfahrens werden nur so viele Bäume gefällt werden, wie dieses unbedingt nötig ist und es sichergestellt ist, dass ein ausreichender Ersatz und Ausgleich geschaffen wird: Den 769 zu fällenden Bäumen steht ein bilanzier-ter Ausgleichsbedarf von mit 2.282 deutlich mehr neu zu pflanzenden Bäumen gegenüber. Die Neupflanzungen werden vorrangig im nahen Umfeld des Vorhabens erfolgen und sind im laufenden Planfeststellungsverfahren in die Ausgleichsbilanz einbezogen. Der darüber hinaus bestehende Aus-gleichsbedarf wird über eine zweckgebundene Ausgleichsabgabe des Projekts U4 Horner Geest an die Behörde für Umwelt und Energie (BUE) abgegolten. Die BUE wird mit diesen Mitteln die Anpflan-zung von Bäumen zur Förderung des Stadt- und Landschaftsbildes in Hamburg finanzieren, die aus naturschutzfachlichen Erwägungen sinnvoll sind. Suchräume für die Standorte sind: Der Straßenraum Manshardtstraße unter Einbeziehung privater und öffentlicher Flächen, das Stadtquartier Horner Geest unter Berücksichtigung der Maßgabe einer städtebaulichen Weiterentwicklung, der Bezirk Hamburg-Mitte und andere Bezirke.

Dem gegenüber sind nach aktuellem Planungsstand von Fällungen betroffen:
138 Platanen,
214 Ahornbäume,
98 Hainbuchen,
27 Birken,
27 Linden,
26 Robinien,
24 Eichen,
28 Kirschen, (Zier-)Äpfel,
10 Fichten,
5 Kiefern und
172 sonstige Laub- und Nadelbäume (teilweise nicht bestimmt).

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen auf der Grundlage von Auskünften der Hamburger Hochbahn AG wie folgt:

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

1.    Welche Planungsänderungen gab es seit März 2017, die die Anzahl der geplanten Baumfäl-lungen haben so weit steigen lassen – nur der Abschnitt 2 war 2017 angeführt worden, hier stieg die Anzahl der gepflanzten Fällungen von 333 auf 525.

Planänderungen führen nur in sehr geringem Umfang zu einer Erhöhung der Anzahl der zu fällenden Bäume. Im weiteren Planungsverlauf sind auch baubegleitende Maßnahmen berücksichtigt worden, für die ebenfalls Baumfällungen erforderlich sind.
Zu den baubegleitenden Maßnahmen zählen u.a.:
•    die Berücksichtigung von Baustelleneinrichtungsflächen,
•    die Verlegung von Sielen der Hamburger Stadtentwässerung und der übrigen Leitungsträger auf Flächen außerhalb des vorhandenen Straßenraumes und
•    die Berücksichtigung der Bushaltestellen im Bereich der U4-Endhaltestelle Dannerallee.


2.    Welche Baumarten wären von den Fällungen betroffen? Bitte mit Anzahl und Art angeben.

Siehe Vorbemerkung.


3.    Die Schildvortriebvariante war im März 2017 noch betrachtet und wegen ihrer höheren Kosten gegenüber einer offenen Bauweise verworfen worden. Dabei wurde für den Abschnitt 2 eine Reduzierung der Baumfällungen von 333 (jetzt 555) auf 197 dargestellt. Wie hoch wa-ren die Mehrkosten für die Schildvortriebvariante gegenüber der offenen Bauweise?

Die Mehrkosten der Schildvortriebsvariante gegenüber der offenen Bauweise belaufen sich für die vorliegende Planung auf ca. 20 %.

4.    Im Bereich der Verlängerung der U4 ist (nach den Planungsunterlagen von Juni 2018) nach Beendigung der Bauarbeiten und Neupflanzungen ein Verlust von 253 Bäumen geplant. In welcher Größenordnung und wo sollen weitere Ersatzpflanzungen erfolgen?

Siehe Vorbemerkung.