Belastungen durch den Georgswerder Giftberg II

Stephan Jersch

Nachfragen zur Grundwasserbelastung mit Schadstoffen und zu den Kosten der Giftmüll-Verwaltung

8. November 2016

Schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Stephan Jersch und Mehmet Yildiz (DIE LINKE) vom 02.11.2016 und Antwort des Senats

- Drucksache 21/6540 -

Betr.: Belastungen durch den Georgswerder Giftberg II

Es ist durchaus ein Erfolg, dass die umfassenden Sanierungsarbeiten an der ehemaligen Deponie Georgswerder funktionieren. Durch die zahlreiche, verschiedene Methoden soll die weitere Vergiftung des Grundwassers und der Umgebung verhindert werden.

Der Senat bestätigte davor, dass durch den Giftberg in Georgswerder keine weitere Gefahr ausginge, sodass nur noch Grundwasserproben entnommen werden.

Zwei Ungereimtheiten bleiben jedoch bestehen, auch wenn die angeführte Drs.20/9731 das Gegenteil behauptet.

Wenn alle Ausbreitungspfade in die Umwelt unterbunden sind, wie kommt es das das Grundwasser im Süden nach wie vor akut verunreinigt ist und einige Giftstoffe nun mit erhöhten Konzentrationen gemessen werden?

Wir fragen den Senat:

Das Grundwasser südlich des Deponiegrundstücks ist verunreinigt, weil die auf der Deponie Georgswerder in den 1960/70er Jahren entsorgten Schadstoffe, die in das Grundwasser gelangt sind, sich mit der natürlichen Fließrichtung des Grundwassers ausgebreitet haben. Diese Grundwasserfahne wurde mit zunächst fünf Sanierungsbrunnen gefasst. Das kontaminierte Wasser wird dort abgepumpt und in der Aufbereitungsanlage gereinigt (pump-and-treat-Sanierung). Dadurch ist es gelungen die Fahne zu verkleinern, so dass heute nur noch zwei Sanierungsbrunnen betrieben werden müssen. Derartige pump-and-treat-Grundwassersanierungen unterbinden die weitere Ausbreitung der Schadstoffe im Grundwasser und führen somit langfristig zu einer Verkleinerung des Schadens. Gemäß einer Modellprognose des Geologischen Landesamtes Hamburg soll die Schadstofffahne in Georgswerder außerhalb des Deponiegrundstücks erst nach ca. 30 bis 40 Jahren vollständig verschwunden sein.

Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt:

1. Gibt es bereits einen konkreten Veröffentlichungstermin der Analyseergebnisse des Jahres 2016? Wenn ja, wann genau und wo wird das Ergebnis einsehbar sein?

Nein.

2. Wie lässt es sich erklären, dass trotz der Maßnahmen die GFS-Werte des Grundwassers im Süden der Deponie derart hoch sind, dass es extra aufbereitet werden muss?

Nicht die GFS-Werte (Geringfügigkeitsschwellenwerte) sind hoch, sondern die Schadstoffgehalte, siehe dazu auch Drs. 21/6352.

Im Übrigen siehe Vorbemerkung.

3. Im Zuge der Grundwassersanierung des Abstroms sind die Schadstofftendenzen rückläufig, aber einige Schadstoffkonzentrationen nehmen wieder zu.
Wie ist das zu erklären? Und um welche Schadstoffe handelt es sich dabei und an welchen Messpunkten treten diese erhöhten Konzentrationen auf?

Die Zunahme von Schadstoffkonzentrationen ist auf die hydraulische Förderung des Grundwassers zurückzuführen, durch die eine Verlagerung von hoch belasteten Grundwasserbereichen hin zu den Förderbrunnen erfolgt. Anstiege der Schadstoffkonzentra­tionen gab es in den letzten Jahren im Fahnenbereich außerhalb der Deponie für die Leitparameter LCKW (leichtflüchtige chlorierte Kohlenwasserstoffe) an den Grund­wassermessstellen 1442, 1446, 907, 9903, für BETX (Benzol, Toluol, Ethylbenzol, Xylole) an den Messstellen 8316, 907, 9903 und für Chlorbenzole an den Messstellen 1446, 7329, 7330, 907, 9903.

4. Sofern die Konzentration dieser Schadstoffe weiter ansteigt, kann es in den nächsten Monaten oder Jahren zu Überschreitungen gewisser Schadstoffobergrenzen kommen?

Wie bereits in Drs. 21/6352 ausgeführt, gibt es für Schadstoffe im Grundwasser keine Obergrenzen.

5. Wie ist die genaue Lage der Ringdrainage? Bitte in Karte einzeichnen.

Siehe Anlage 1.

Die Ringdrainage, der das Sickerwasser aus dem abgedeckten Deponiekörper zufließt, befindet sich am Fuß der Deponie.

6. In welche Aufbereitungsanlage wird das kontaminierte Grundwasser verbracht? Welche Kosten entstehen den FHIJ dadurch?

Das kontaminierte Grundwasser fließt zur Aufbereitungsanlage, die sich im Betriebsbereich im Norden der Deponie befindet, siehe dazu auch Anlage 2. Die jährlichen Betriebskosten lagen in den letzten drei Jahren bei ca. 60.000 €.

7. Wie hoch sind die Gesamtkosten des Georgswerder Giftbergs, die durch Sanierung und Fortführung der Wasseraufbereitung etc. seit den Sicherungsmaßnahmen 1986 entstanden sind?

Die Baukosten für die Sanierung der Deponie Georgswerder einschließlich Planung, Untersuchungen, Gutachten Studien etc. betrugen ca. 101.000.000 €. Darüber hinaus kostete die Durchführung von zwölf Forschungs- und Entwicklungsprojekten (1985 – 1995) rd. 13.000.000 €, woran sich der Bund mit rd. 5.300.000 € beteiligte. Die Kosten für die Nachsorge liegen jährlich bei ca. 860.000 € (Durchschnittswert aus den letzten zehn Jahren). Nicht enthalten sind die Kosten für das IBA-Projekt Energieberg Georgswerder.

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