Der Vorschlag zur Fluglärmreduzierung der Koalition ist eine Kapitulationserklärung
Rede zum TOP 32, Bericht des Umweltausschusses zur Volkspetition für eine konsequente Nachtruhe am Hamburger Flughafen
Volkspetition für eine konsequente Nachtruhe am Hamburger Flughafen (Unterrichtung durch die Präsidentin der Bürgerschaft) sowie
21/10688: Jährlicher Bericht der Fluglärm schutzbeauftragten über die Entwicklung der Fluglärmsituation in Hamburg und über ihre Tätigkeit und Jährlicher Bericht des Senats zu dem Ersuchen der Bürgerschaft aus Drucksache 20/14334 (16-Punkte-Plan) gemäß Drucksache 21/4209 (Senatsmitteilung) und 21/10554: Für mehr Anwohnerschutz und eine hohe Akzeptanz des Hamburger Flughafens in der Bevölkerung - Anspruch auf passive Lärmschutzmaßnahmen ausweiten (Antrag der CDU-Fraktion)
Fluglärmschutz erhöhen: Einzelausnahmegenehmigungen prüfen für Landungen nach 23.30 Uhr am Flughafen Hamburg
Stephan Jersch DIE LINKE: Danke schön, Frau Präsidentin. - Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Art und Weise, wie dieser Bericht hier eingebracht worden ist, lässt mich tiefe Sorgen sowohl um die politische wie die demokratische Kultur haben, und zwar mit allen Folgen, die damit verbunden sind; wir alle wissen, was Politikverdrossenheit in unserem Land anrichtet. Ich habe grundsätzliche Bedenken, und ich glaube, den Kolleginnen und Kollegen anderer Fraktionen geht es genauso, bezüglich der Wirksamkeit der Maßnahmen dieses Beschlussvorschlags, den wir am Tag der Ausschusssitzung um 13.28 Uhr zugemailt bekommen haben mit Worten des Bedauerns, dass das so spät passiert ist. Liebe Kolleginnen und Kollegen, so kann man keine Entscheidungen treffen.
(Beifall bei der LINKEN und bei Dennis Thering CDU)
Die Volkspetition war im Oktober 2017 erfolgreich. Wir haben eine Expertenanhörung gehabt. Wir haben eine Senatsanhörung gehabt. Zweimal ist ein Votum darüber verschoben worden mit der Begründung, es gebe noch Beratungsbedarf. Das war ein hoffnungsvolles Zeichen, das wir hatten und das auch die Initiativen gegen Fluglärm hatten. Herausgekommen ist allen Ernstes eine 21-Punkte-Kapitulationserklärung, die wenig Konkretes hat und vor allen Dingen im Ausschuss jeder Faktendiskussion entbehrt hat. Das kann keine zuverlässige Diskussionsgrundlage für eine solche Entscheidung sein.
(Beifall bei der LINKEN und bei Dennis Thering CDU)
Es ist kein souveränes Nutzen der Chancen eines Umweltausschusses gewesen, sondern ein Hilflos-Statement, das mich in weiten Teilen daran erinnert hat, wie Bezirksversammlungen sich gegenüber der Bürgerschaft positionieren - sie bitten und sie flehen und mehr kann man dann auch nicht wirklich tun.
Sehen wir uns die Fakten an. 550 Flugverspätungen sind als Kennzahl definiert. Der Kollege Tjarks hat letzten November hier in der Bürgerschaft an gekündigt, man wolle auf 450 Flugverspätungen kommen. Und diese Drucksache empfiehlt allen Ernstes, die Zahl von 2017, nämlich 1060, als Grundlage zu nehmen.
(Dennis Thering CDU: Das ist ein Scherz! Unglaublich!)
Das ist mehr als wenig, mehr als weniger, mehr als nichts.
(Beifall bei Christiane Schneider DIE LINKE)
Und angesichts der Diskussion, die seit über zehn Jahren in dieser Stadt geführt wird, kann ich nur sagen, ist das mehr als enttäuschend. Da hätte deutlich mehr mit dieser Beratungsgrundlage herauskommen sollen.
Ich hätte mir gewünscht, dass wir im Umweltausschuss über die Faktenlagen noch einmal diskutieren können. Das ist leider in einer Art Handstreich verhindert worden, und das finde ich mehr als traurig, auch für die Menschen draußen in Hamburg, die sich vom Fluglärm betroffen fühlen.
(Beifall bei der LINKEN)
Das ist "Wasch mich, aber mich nicht nass" gegen über dem Flughafen, und vor allen Dingen ist es nichts Handfestes. Das erinnert mich daran, als wenn man als Maßnahme für die Bewohnerinnen und Bewohner der Max-Brauer-Allee ankündigt, verbilligte Asthmamedikamente zur Verfügung zu stellen.
Ich denke, den Schaden für den Dialogprozess werden wir noch sehen - leider. - Danke.
(Beifall bei der LINKEN)