Einsatz von Klimakiller Sulfurylfluorid läuft in Hamburg weiter

Stephan Jersch

Sulfurylfluorid ist ein Höllenzeug. Soviel ist nach meiner Anfrage „Begasung mit Sulfurylfluorid“ (Drs. 21/19518) klar. Mit seiner mehr als 6.900fachen Klimawirkung gegenüber CO2 tragen die 2019 eingesetzten 203,65 t mehr zum Klimawandel bei als z.B. das Kohlekraftwerk Moorburg dies 2017 tat. Sulfurylfluorid wird zur Begasung von Containern und vor allem Stammholz im Export eingesetzt, um die Verbreitung von Insekten zu verhindern.

  • Die Schriftliche Kleine Anfrage "Noch mehr Sulfurylfluorid?" (Drs. 22/1819) ist hier als PDF online.  Die Schriftliche Kleine Anfrage „Begasung mit Sulfurylfluorid“ (Drs. 21/1958) ist hier als PDF online.

Der Senat zeigte sich nach der Aufdeckung des immens und klammheimlich angestiegenen Einsatzes dieses Gases zerknirscht und wollte auf Bundesebene tätig werden. Die eingesetzte Menge hat sich innerhalb von fünf Jahren in Hamburg mehr als verzwölffacht. Und das, wo Sulfurylfluorid wegen der angeblich geringfügigen Menge in keiner Klimastatistik erscheint.

Nun kam die Information, dass es einen Antrag auf einen weiteren Begasungsplatz mit Sulfuryfluorid gibt. Empörung einerseits und Ausweitung des Einsatzes andererseits passen nicht zusammen. Der Senat hat das Thema in der Umweltministerkonferenz im März 2020 bewegt. Die Konferenz sieht die Entwicklung „sehr kritisch“ und bittet um eine Überarbeitung der TA Luft (Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft). Der Stand zur Umsetzung der Bitte wird nicht näher beschrieben. Die bis Ende 2023 bzw. 2021 bestehenden Genehmigungen für Sulfurylfluorid werden zumindest nicht angetastet. Gleichzeitig ist der Senatsauskunft zu entnehmen, dass drei weitere Genehmigungen für den Einsatz des Klimakillergases erteilt wurden. Außerdem steht die Genehmigung für einen neuen Einsatzplatz in Hamburg ins Haus. Eine Ablehnung ist höchst unwahrscheinlich.

Der Einsatz von Sulfurylfluorid findet fast ausschließlich für den Holzexport von Fichtenholz nach China statt. 2019 waren das 96,6 Prozent und bis Mitte 2020 sogar fast 98 Prozent. Wider Erwarten kommt dieses Holz fast ausnahmslos aus Deutschland. Die deutschen Holzexporteure haben also eine direkt Verantwortung für die Klimafolgen ihres Handels. Da verwundert es nicht, dass die HHLA, als Unternehmen der Stadt das Sulfurylfluorid einsetzt, dies in seinem Nachhaltigkeitsbericht mit keinem Wort erwähnt.

Es ist erschreckend, dass der Einsatz des Klimakillergases vorerst weiter geht, aberHamburg jede Kleinstmaßnahme bei der Reduzierung des CO2-Ausstosses pressegerecht bejubelt. Der Senat handelt inkonsequent und zu langsam. Das 1,5-Grad-Ziel rückt so immer weiter weg, allen Bekundungen zum Trotz.