LINKE fordert mehr politische Steuerung des Tourismus

Stephan Jersch

Bei Hamburgs Tourismusentwicklung gibt es deutlichen Optimierungsbedarf, insbesondere bei der sozialen und der umweltbezogenen Nachhaltigkeit. Mehr als in der Vergangenheit ist hier die Politik gefragt, damit Hamburg den Anschluss an die Spitze der deutschen und europäischen Reisemetropolen findet.

Am letzten Sonnabend hatte die Fraktion DIE LINKE in der Bürgerschaft zu einer tourismuspolitischen Konferenz mit namhaften Experten eingeladen. Am Ende des Tages im Kaisersaal des Hamburger Rathauses zog Stephan Jersch, tourismuspolitischer Sprecher der Linksfraktion, das Fazit: Bei Hamburgs Tourismusentwicklung gibt es deutlichen Optimierungsbedarf, insbesondere bei der sozialen und der umweltbezogenen Nachhaltigkeit. Mehr als in der Vergangenheit sei hier die Politik gefragt, so Jersch, damit Hamburg den Anschluss an die Spitze der deutschen und europäischen Reisemetropolen findet.

Die Planungen der Tourismusentwicklung in Hamburg und der damit verbundene Umbau der Stadt führen immer mehr zu Ablehnung in der Bevölkerung. 36.000 neue Hotelplätze, die aktuell für Hamburg geplant werden, haben die Diskussion zusätzlich befeuert. In den sogenannten Boost-Stadtteilen, die besonders vom Tourismus betroffen sind, ist der Grad der Ablehnung auf mittlerweile 41 Prozent angestiegen. Jersch dazu weiter: »Das ist ein ernstzunehmendes Anzeichen dafür, dass die Stimmung in Hamburg gegenüber einem der größten Wirtschaftszweige Hamburgs mit seinen mehr als 120.000 direkt und indirekt Beschäftigten langsam kippt.«

In vielen Bereichen ist die Entwicklung überwiegend der Wirtschaft überlassen. Sie führt zunehmend zu Umweltbelastungen, z. B. durch den immer weiter zunehmenden Verkehr der Billigflieger am Stadtflughafen Hamburg. Der kaum kontrollierte private Handel mit Ferienwohnungen über die Online-Börse Airbnb geht immer mehr auf Kosten von Wohnraum für die Hamburger Bevölkerung. »Diesen Entwicklungen muss die Politik entgegen treten. Hamburg muss, so wie andere Metropolen in Europa es längst tun, steuernd tätig werden. Hier gibt es schon einen Katalog von steuernden Maßnahmen, z. B. eine differenziertere Hotelplanung oder auch eine stärkere Überwachung des Airbnb-Sektors. Mit seinem Bekenntnis zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen wird der Senat hier liefern müssen«, fordert Jersch und kündigt mehrere Initiativen der Linksfraktion für eine nachhaltigere Gestaltung der »Destination Hamburg« an.

Eine verstärkte Diskussion der Linksfraktion mit und in den betroffenen Stadtteilen Hamburgs sowie Überlegungen zur Verlagerung des Querschnittsthemas 'Tourismus' weg von einer rein wirtschaftlichen, hin zu einer stadtplanerischen Aufgabe sollen den Auftakt machen, erklärt Jersch weiter. »Noch hat Hamburg die Chance, steuernd zugunsten der städtischen Infrastruktur einzugreifen, damit auch die Akzeptanz der Hamburgerinnen und Hamburger zu verbessern und in Deutschland mit der Aufstellung einer wirklich nachhaltigen Tourismusplanung Zeichen zu setzen.«