SKA: Wärmeanbindung des Heizkraftwerks Moorburg

Stephan Jersch

Das Quiz um die direkte oder indirekte Anbindung oder Nicht-Anbindung Moorburgs an das Hamburger Fernwärmenetz geht weiter. "In den aktuellen Planungen" sei eine Wärmeauskopplung aus dem Heizkraftwerk (HKW) Moorburg "nicht vorgesehen", erklärt der Senat. Ein Wärmedeal zwischen Vattenfall und den Ölwerken Schindler wäre deren Privatangelegenheit, so der Senat weiter.

Immerhin, was die Anbindung der industriellen Abwärme aus dem Bereich Waltershof/Dradenau angeht, weiß der Senat auf Grund von "der zuständigen Fachbehörde bekannten Planungen", dass hierzu ein Hub südlich des Klärwerks Dradenau geplant ist. Sollen wir nun annehmen, dass es hier noch weitere, der zuständigen Fachbehörde nicht bekannte Planungen gibt?

4. Mai 2018
Schriftliche Kleine Anfrage

des Abgeordneten Stephan Jersch (DIE LINKE) vom 26.04.2018

und Antwort des Senats

- Drucksache 21/12843 -


Betr.:    Wärmeanbindung des Heizkraftwerks Moorburg

Auf meine Schriftliche Kleine Anfrage Drs. 21/12614 vom 17.4.18 antwortete der Senat:
„Bei den Gesellschaftern der VWH besteht Uneinigkeit über die Frage einer Anbindung des Kraftwerks Moorburg für die Fernwärmeversorgung. Die zuständige Fachbehörde hat ein belastbares Szenario erarbeitet, wie der Hamburger Westen ab 2022 ohne Wärmeauskopplung aus dem Kraftwerk Moorburg mit Wärme versorgt werden kann (Südvariante).“

Nach bisherigen Planungen der zuständigen Fachbehörde sollte im Rahmen der „Südvariante“ Fernwärme beziehungsweise Ferndampf aus dem Heizkraftwerk Moorburg an die Ölwerke Schindler geliefert werden, damit die Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm etwa 500 GWh Wärme pro Jahr ins Hamburger Fernwärmenetz liefern kann.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

Der Senat beantwortet die Fragen, teilweise auf Grundlage von Auskünften der Vattenfall GmbH sowie Hamburg Energie (HE), wie folgt:


1.    Aus der oben zitierten Antwort des Senats ergeben sich zwei Nachfragen:
a)    Bedeutet die Antwort des Senats, dass für die „Südvariante“ keine Wärmeauskopplung aus dem Kraftwerk Moorburg, die über die gegenwärtige hinausgeht, benötigt wird?
b)    Lehnt die zuständige Fachbehörde eine Wärmeauskopplung aus dem Kraftwerk Moorburg, die über die gegenwärtige hinausgeht, ab?
Wenn nein, weshalb nicht?
2.    In der Drs. 21/12077 vom 19.2.2018 schreibt der Senat: „Die zuständige Behörde plant keine Wärmeauskopplung aus dem Kohlekraftwerk Moorburg. Die Südvariante erfordert allerdings die Belieferung des Industriekunden Schindler Ölwerke durch das Kraftwerk Moorburg.“
Diese beiden Sätze stehen in offenem Widerspruch zu einander. Wenn die „Südvariante“ die Belieferung des Industriekunden Schindler Ölwerke durch das Kraftwerk Moorburg erfordert, dann plant die zuständige Behörde mit der „Südvariante“ offensichtlich eine Wärmeauskopplung aus dem Kohlekraftwerk Moorburg. Kann der Senat diesen Widerspruch auflösen?
Wenn ja, auf welche Weise?
3.    Auf welche Art und mit welchem Leitungsverlauf sollen in dem „belastbaren Szenario“ der zuständigen Fachbehörde die Ölwerke Schindler mit Ferndampf versorgt werden?
Bedeutet die oben zitierte Antwort des Senats, dass die Ölwerke Schindler mit Ferndampf aus dem HKW Moorburg versorgt werden sollen, ohne dass diese Lieferung über eine Anlage wie den „Hub Dradenau“ in der Scoping-Unterlage zur „Wärmeanbindung Moorburg“ erfolgt, die mit der Einladung zum inzwischen verschobenen Scopingtermin am 27. April 2018 verschickt wurde?

Eine Wärmeauskopplung aus dem Heizkraftwerk (HKW) Moorburg ist in den aktuellen Planungen nicht vorgesehen. Eine mögliche Prozessdampflieferung vom HKW Moorburg zu den Ölwerken Schindler wäre Angelegenheit zweier privater Unternehmen.

Das Südszenario der BUE befasst sich nicht mit dem Trassenverlauf für eine mögliche Versorgung der Ölwerke Schindler. Die Planung einer derartigen Trasse müsste in der Verantwortung der Vattenfall Heizkraftwerk Moorburg GmbH liegen.


4.    Nach den Scoping-Unterlagen zur „Fernwärmeanbindung West (FWS-West)“ verläuft die Trasse über eine „Pumpstation Hornsand“ zur MVR („Leitungsführung von MVR (Müllverwertung Rugenberger Damm) über Pumpstation Hornsand zum Einbindepunkt Bahrenfeld“). Von der MVR geht nach diesen Scoping-Unterlagen auch die Dampfleitung zu den Ölwerken Schindler aus. Entspricht die Pumpstation Hornsand dem „Hub Dradenau“ in der Scoping-Unterlage zur „Wärmeanbindung Moorburg“?
Wenn nein, wo genau soll die Pumpstation Hornsand lokalisiert sein?

Ja, die „Pumpstation Hornsand“ und der „Hub Dradenau“ würden einander bezüglich des Standorts entsprechen.


5.    Wie soll in der „Südvariante“ die Anbindung des „Erschließungspotenzials für industrielle Wärme im Bereich Waltershof/Dradenau“ und der geplanten Abwasser-Wärmepumpe Dradenau an das Fernwärmenetz erfolgen?
a)    Falls ein Hub vorgesehen ist, wer soll diesen finanzieren und wo soll er gegebenenfalls liegen?
b)    Falls nein, wie soll die Anbindung dann erfolgen?

HE plant und finanziert die Anbindung der industriellen Abwärme und der Wärmepumpe an das Fernwärmenetz über einen Hub. Dieser soll vom Wärmenetzbetreiber gebaut, um notwendige Systemdienstleistungen wie Pumpstationen ergänzt und betrieben werden. Als Standort für diesen Hub ist in den der zuständigen Fachbehörde bekannten Planungen ein Gelände südlich des Klärwerks Dradenau vorgesehen.